Donnerstag, 29. Januar 2015

Kurzer Einblick in das Dasein eines Lehrers....

....in Thailand aus der Sicht eines Farang-Lehrers.

Der Tag beginnt früh. Um rund sechs Uhr klingelt das erste mal der Wecker und dann sollte man sich auch langsam unter die Dusche bewegen. Es fällt den wachsamen Mitbewohnern nämlich auf, wenn man nicht duscht und man will ja nicht negativ auffallen.
Nach Bügeln und Anziehen der angemessenen Schulkleidung und meist keinem Frühstück geht es auf dem Roller oder im PickUp zur Schule (in meinem Falle zu Fuß aber da bin ich die einzige Lehrerin).
Dort findet dann erst die Morgenzeremonie statt, die ich in einem früheren Eintrag schon beschrieben habe. Danach findet man sich im Office zusammen und die, die Hunger haben essen gemütlich, die anderen setzen sich einfach dazu und es wird fröhlich gequatscht. Die Uhr wird danach eher weniger beachtet und so fängt die erste Stunde war offiziell um 8:40 Uhr an, inoffiziell aber eher so zwischen 8:50 und 9:00 Uhr.
Das gilt jedoch nicht nur für die erste Stunde. Auch sonst sind Verspätungen von 5 Minuten normal, von 10 Minuten üblich, 15 Minuten häufig und 20 Minuten noch total im Rahmen. Und ab und an vergisst der ein oder andere Lehrer eine Klasse aber das passiert eher selten.
Was sich nun im Unterrricht abspielt kann ich wirklich nur aus meiner Sicht über meinen Englischunterricht sagen. Wie es bei anderen Lehrern, Fächern und Schulen aussieht weiß ich nicht.
Mein Unterricht spielt sich aber wie folgt ab:
Ich betrete den Unterricht mit einer Verspätung von 5-10 Minuten (es gibt hier keine 5 Minuten Pausen, darum finde ich es angemessen den Schülern zwischen den Stunden eine kurze Atem- und Klopause zu geben). Nachdem sich dann alle auf den Plätzen befindet brüllt ein Schüler: ¨Please stand up!¨
Schüler: Good morning, teacher! (Bzw nach der Mittagspause ¨Good afternoon¨)
Ich: Good morning, students. How are you?
Schüler: I`m fine, thank you, and you?
Ich: I`m fine, too. Thank you.
Ab hier unterscheidet sich meine Begrüßung von der anderer Englischlehrer. Die anderen sagen dann nämlich ¨Please sit down¨ was die Schüler dann mit einem lauten ¨Thank you¨ auch tun.
Da es an meiner Schule jedoch ein recht strenges online System zum kontrollieren der Anwesenheit gibt lasse ich die Schüler stehen und rufe sie einzeln bei ihren Nummern auf (die Namen auf der Klassenliste sind auf Thai und kann ich somit nicht lesen und die Spitznamen benutz ich nicht, da werden die Schüler immer knallrot). Ist ein Schüler aufgerufen ruft er laut ¨present¨ und setzt sich. Dann beginnt der Unterricht.
Da ich keinen Lehrplan habe kann ich mit den Schülern machen was ich will. Darum habe ich Grammatik erstmal komplett aus meinen Stunden gestrichen. Die kann die andere Lehrerin, die die Klassen in Englisch unterrichtet denen beibringen.
In der Regel suche ich mir ein einfaches Thema raus (z.B. Body) wo die Schüler meist auch schon ein bisschen was zu wissen. Das Thema lasse ich sie dann durch Galgenmännchen erraten. Dann erstellen wir eine Mindmap an der Tafel mit allen Worten die sie schon kennen oder, wenn das Thema nicht neu, widerholen wir die Worte von letztem Mal.
Den Rest der Stunde lasse ich sie oft etwas zeichnen und beschriften. So ist gesichert, dass sie sich mit dem Thema beschäftigen, sich nicht langweilen, ich kann die Blätter einsammeln und überprüfen und ich setze darauf, dass so auch was durch die visuelle Stütze hängen bleibt.
Manchmal schreibe ich Dialog-Lückentexte an, lese den ganzen Text vor und lasse die Schüler die Lücken füllen, den Dialog nachsprechen und dann zu zweit vorsprechen.
Die Aufgaben variieren natürlich alle ein bisschen und ich versuche so oft es geht kleine Spiele einzubauen aber im Großen und Ganzen sind fast alle meine Stunden so aufgebaut. Und ich muss sagen - Es klappt!
Da bin ich schon recht stolz drauf, da ich vorher noch nie alleine unterrichtet habe und ich mit größeren Problemen bei der Verständigung gerechnet habe. Im Notfall klappt das aber auch alles mit Google Translator, und wenn ich Thai an die Tafel schreibe ist das immer eine große Freude auf Seiten der Schüler, ganz besonders wenn sie mir die Worte dann auch noch vorsagen und ich sie nachspreche. Aber warum sollte ich nicht auch was in meinen Stunden lernen?
Ich unterrichte pro Tag zwischen 1-3 Stunden. Insgesamt 11 Stunden die Woche, davon 10 Englisch und eine Stunde Deutsch. In Deutsch spielt sich das ähnlich ab, nur dass dort immer die Hälfte der Schüler fehlen. Kann ich aber auch verstehen, da sie kein Deutsch brauchen und eine Stunde aus dem Ärmel geschüttelter Deutschunterricht ihnen pro Woche auch nicht wirklich was bringt. Darum spiele ich dort auch meist einfach Spiele oder lasse sie malen und beschriften.
Breifah, die Chinesin, hatte auch einmal nur 10 Schüler in einer ihrer Chinesischstunden, was sie sehr verletzt hat. Warum die Schüler denn kein Chinesich lernen wollen? Ob es an ihr liege?
Nein.. aber die Schüler in diesem kleinen Dörfchen brauchen nicht einmal Englisch! Sehr zu meiner Freude fehlen nur in zwei meiner Englischklassen mal ein paar Schüler, aber in der Regel sind alle anwesend.
Aber was Chinesisch und, noch viel mehr Deutsch angeht, finde ich es völlig verständlich, wenn keiner kommt. Ich gebe zwar die Noten für Anwesenheit aber sitzen bleiben werden sie wegen einer schlechten Note bei mir eh nicht.
Das habe ich Breifah auch versucht zu erklären aber da alle ihre Klassen dann einmal von einer anderen Lehrerin zusammengestaucht worden, dass sie doch bitte alle kommen sollen, hatte sie danach keine allzu großen Probleme mit Abwesenheit mehr.
Da 1-3 Stunden pro Tag nicht sonderlich viel sind verbringe ich den Rest desTages im Office und beschäftige mich am Computer. Man könnte jetzt denken, das ist total langweilig aber es gibt fast schon zu viel zu tun.
Denn nur in der Schule habe ich wlan und kann so nur dort Mails beantworten, an meinem Blog arbeiten, mich über das Neuste in der Welt informieren (die Nachrichten in Thailand beziehen sich nämlich meist nur auf Land-interne Neuigkeiten und die verstehe ich eh nicht. Hier hat z.B. keiner von Charlie Hebdo gehört) und und und.
Auch alle anderen Lehrer im Office sitzen entweder am Tisch und essen oder sind am Computer. Dort bereiten sie entweder etwas für den Unterricht vor, laden Selfies hoch oder treiben sich auf Facebook oder YouTube rum.
Um ca. 16:00 gehen dann nach und nach alle nach Hause. 
Ich wasche dort dann meist Wäsche und/oder Geschirr, koche, esse, male und lese.
Das wars dann auch schon mit einem weiteren Schultag in Thailand aus der Sicht von mir, dem Farang-Lehrer.

Die Überschrift spricht jedoch vom Dasein eines Lehrers und dazu gehört nicht nur der Unterricht sondern z.B. auch der jährlich stattfindende vier tägige Lehrerausflug.
Der stand bei uns auch letzte Woche an, worauf ich jedoch jetzt nur knapp eingehen werde und euch dafür einfach mehr Fotos hochlade.
Am Donnerstag ging es um vier Uhr morgens (ich habe einfach gar nicht geschlafen) von der Schule aus los Richtung Süden. Ich habe den Großteil der 16 Stunden Busfahrt mit schlafen und lauter iopd Musik verbracht wärend die Thai-Lehrer komplette 16 Stunden lang Karaoke gesungen haben... und NUR Thai-Lieder.
Also Thaimusik ist ja ganz nett aber in so einer Lautstärke 16 Stunden lang und zusammen mit den mehr oder weniger guten Sängern des Lehrerkollegiums gehen einem die Lieder doch recht schnell auf die Nerven. Das wäre vielleicht anders wenn man die Lieder wenigstens kennen würde und mitsingen könnte. Aber Thais und Englisch ist wie Feuer und Wasser. Passt einfach nicht. Außerdem lieben die Thais ihre Thailieder, die sie natürlich auch fast alle auswendig und somit mitbrüllen können. Naja so lange man Spaß dran hat.. 
Wir sind dann Donnerstag Abend an unserem ersten Ziel angekommen, haben es Freitag morgens wieder verlassen und haben dann mit dem Programm des Tages gestartet. Das bestand aus einer Schulbesichtigung, dem Besuch eines Tempels und eines Markts und zum Schluss einem Strandbesuch. Dort haben wir dann auch die Nacht verbracht, nachdem die Hälfte der Lehrer mit Klamotten im Meer schwimmen waren.
Am Samstag ging es dann morgens nach leckerem Frühstück und Fotos am Strand zu einer kleinen Nachbau-Stadt von Venedig. Als ich dann meinte ich wäre schonmal im echten Venedig gewesen hat meine Advisorin mich erstaunt angesehen und meinte ¨Das ist eine echte Stadt? Das ist hier alles nur nachgebaut?¨... so gut informiert man sich hier über seine Ausflugsziele :D Hauptsache die Kulisse für Fotos stimmt.
Dann ging es zum Resort wo wir die Nacht verbracht haben. Direkt gelegen neben einem Fluss haben wir dort eine Schlauchboot-Tour gemacht. Den meisten Spaß hatten jedoch alle daran sich mit Wasser vollzuspritzen, besonders den Farang.
Da wir dann ja eh alle nass waren ging es danach auf die Wasserrutsche und eine Runde im Fluss schwimmen -  mit Klamotten versteht sich.
Am nächsten Tag, Sonntag, ging es zurück nach Chanuman. Dieses erreichten wir dann, mit noch einem Stop bei einem Floating-Market, um zwei Uhr Nachts.
... Nach 2 1/2 Stunden Schlaf durften uebrigens alle Lehrer am Montag trotzdem wieder in der Schule antanzen (was die Hälfte einfach nicht getan hat).
Trotz des Schlafmangels war der Trip aber wirklich ein großer Spaß und ein tolles Erlebniss und ich bin noch ein bisschen mehr mit all den Lehrern zusammen gewachsen!

So, der Eintrag ist jetzt viel länger geworden als erwartet, darum stoppe ich an dieser Stelle, lade noch Fotos hoch und melde mich das nächste mal wenn es was interessantes zu berichten gibt.

Eure Insa


Klasse 4/4 an einem Samstag (weil Freitag ausgefallen ist)

Fuer einen Samstag waren sogar erstaunlich viele anwesend

Thema: Superhero

v.l.n.r.: Advisorin, Direktor, Lehrerin, Ich, Breifah

Erste Nacht

Grosser Moench

Hua Hin Floating Market

Am Strand

Man bedenke bitte.. das sind alles Lehrer :D

L.O.V.E. beim Sonnenaufgang

"Venedig"


Wasserrutsche

Schlauchboottour

Sonntag Morgen

Floating Market in der Naehe von Bangkok


Dienstag, 13. Januar 2015

Gespräch mit China

Alle Gespräche haben eigentlich auf Englisch stattgefunden und sind mit bestem Bemühen und aus reiner Erinnerung wiedergegeben.
Bedenkt bitte, dass dies nur Gespräche zwischen ein paar Personen und somit nicht zu verallgemeinern sind (insofern ist die Blogüberschrift falsch).

Wan (Lehrer aus China), Insa (Lehrerin aus Deutschland)
In der Schule in Chanuman; Thailand

Insa: Welche Religion hast du eigentlich?
Wan: Gar keine
Insa: Welche haben denn die meisten in China?
Wan: Gar keine. Um die 95% in China gehören keiner Religion an.
Insa: Ach echt? Das war mir absolute nicht bewusst!
Wan: Wir haben auch keinen Religionsunterricht an der Schule. Habt ihr das in Deutschland?
Insa: Ja, aber du kannst wählen ob du Religions- oder Philosophieunterricht hast.
Wan: In China gibt es nichts dergleichen.

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Wan, Insa, Allen (Lehrer aus China und Freund von Wan)
Im Auto

Allen
: Ist es in Deutschland schwer, an ein Auto zu kommen.
Insa: Ne, eigentlich nicht.
Allen: In deinem Alter?
Insa: Auch nicht wirklich. Ab 18 kannst du dir ein Auto kaufen.
Allen: Wie teuer ist das so?
Insa: Keine Ahnung. Aber in meinem Alter haben die meisten nur totale Schrott-autos, die die nächste Prüfung nicht überstehen. Die kriegt man schon ab….ehm.. ein paar tausend Euro… glaube ich. Ich habe ja kein Auto, also weiβ ich das auch nicht.
Allen: Und wie teuer ist so ein normales Auto?
Insa: Keine Ahnung.
Allen: So ein BMW oder VW? (ich weiβ nicht mehr welche Marken er genannt hatte)
Insa: Keine Ahnung.
Allen: Wie viel verdient man denn so in Deutschland?
Insa (lacht): Unterschiedlich!
Wan: Und als Lehrer?
Insa: Keine Ahnung.
Wan: Mehr als in Thailand?
Insa: Gehe ich von aus, da Deutschland allgemein teurer ist. Aber wie viel man genau in welchem Beruf verdient weiβ ich nicht. Ich weiβ ja nicht einmal wie viel meine Eltern genau verdienen.
Allen & Wan: WAS??
Wan: Du weiβt echt nicht wie viel die verdienen?
Insa: Nein. Ich weiβ, dass kein Grund zur Sorge besteht und mehr muss ich nicht wissen. Ich könnte fragen aber es interessiert mich nicht. Geld ist in Deutschland aber auch generell ein eher heikles Thema über das man eigentlich nicht so offen redet. Höchstens mit der Familie oder engen Freunden.
Allen: Wow, Geld ist in China an aller erster Stelle der Wichtigkeit. Wenn man nur ein Kind hat, will man für das nur das Beste. Die beste Bildung um später den besten Job mit dem besten Einkommen zu haben.
Insa: In Deutschland will man das auch, aber man redet halt nicht so offen darüber.
Allen: Ja, bei euch sind andere Dinge wichtiger, richtig? Spaβ, Liebe…
Insa: Mir ja. Vielen anderen sicher auch, aber sicher nicht allen. Geld ist bei vielen sicher auch das Wichtigste.
Wan (kopfschüttelnd): Und du weiβt echt nicht wie viel deine Eltern verdienen…
Insa: Es gibt sicher viele Kinder, die das von ihren Eltern wissen. Mich interessiert es aber nicht, also frage ich nicht.
Wan: In China redet man da ganz offen drüber.
Insa: Ja, in Thailand ja auch. Für mich ist das aber ungewohnt und etwas unangenehm.

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Selbe Personen, selber Ort, etwas später
Wan schaut auf sein Handy wo im Hintergrund das Bild eines Mädchen zu sehen ist

Insa: Deine Freundin? Ach nein, du hast ja erzählt, dass du Schluss gemacht hast, richtig?
Wan: Ja, aber das war eine andere. Ich habe noch mehr.
Insa: Mehr? Wie viele den?
Wan: 40.
Insa: WAS? 40 oder 14? (fourteen und forty klingen nicht ganz unähnlich)
Wan
: 40!
Insa: Und das sind alles deine festen Freundinnen?
Wan: Feste Freundinnen, ja.
Insa: Wie geht das den? Wissen die von einander?
Wan: Ja, wissen die, aber die haben kein Problem damit.
Insa: Ach du meine Güte. Ich würde keine einzige neben mir dulden und die gleich 39?!
Wan: Ich bin halt der einzige Junge in der Klasse.
Insa: Da hätte ich lieber keinen Freund….
Wan: Ja, aber die Mädchen in meiner Klasse sind in einem Alter, da wollen die einen Freund haben und ich bin eine gute Partie. Also habe ich viele Freundinnen.
Insa: Liebst du die denn dann auch alle?
Wan: Ja, ich liebe alle und alle lieben mich!
Insa (zu Allen): Und wie viele Freundinnen hast du?
Wan: Der hat nur eine.
Allen: Ja nur eine. Ich bin nicht so verrückt drauf wie Wan. Würde ich ihn nicht kennen, würde ich denken er macht Witze. Aber in seinem Fall weiβ ich, dass es stimmt.
Insa: Willst du den auch gerne mehr Freundinnen haben?
Allen: Ja klar! Du kannst eine sein!
Insa (lacht): Danke fürs Angebot aber wie gesagt dulde ich keine anderen neben mir.
Wan: Die armen deutschen Jungen.
Insa: Oder die armen chinesischen Mädchen. Ich glaube wir haben eine etwas andere Vorstellung von Liebe in Deutschland. Wie ist das den mit dem heiraten in China? Darf man mehrere Frauen haben?
Wan: Nein, nur eine. Aber es können noch andere mit im Haus wohnen, wenn die Frau damit kein Problem hat.
Insa: Und ich nehme an das hat sie nicht.
Wan: Meistens nicht.
Allen: Würde ich mehr Geld haben würde ich nach Indien ziehen.
Insa: Warum?
Allen: Weil du da mehere Frauen haben kannst!

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Breifah (Lehrerin aus China), Insa, Mä Thongma (Lehrerin aus Thailand und meine Advisorin; im folgenden nur Thongma genannt)
Beim Mittagessen im Office
Breifah versucht mit Gabel und Löffel zu essen

Breifah: Das ist so schwer! 21 Jahre habe ich mit Stäbchen gegessen. Ich kann das nicht! (lacht)
Insa: Dafür kann ich absolute nicht mit Stäbchen essen. Vor allem keinen Reis. Das verstehe ich eh nicht – geht da nicht viel zu wenig dazwischen? Da braucht man doch total lange zum Essen?! (braucht Breifah übrigens wirklich)
Breifah
(zu den Stäbchen greifend): Nein das geht schon. (macht es vor)
(Wirklich gekonnt macht sie das, aber für meinen Geschmack landet trotzdem nicht genug Reis im Mund um anständig zu essen.)
Breifah: Esst ihr in Deutschland auch mit Gabel und Löffel?
Insa: Nein, mit Messer und Gabel. Löffel benutzen wir nur bei Suppe.
Breifah (schmatzend): Ohje, so kompliziert.
Insa: Für mich nicht, ich bin ja damit aufgewachsen wie du mit Stäbchen. Aber ist es in China okay zu schmatzen? Ist das nicht unhöflich? (Das hat Wan übrigens auch immer beim Essen gemacht. Und mit vollem Mund gesprochen)
Breifah: Nein, ist es nicht!
Insa: Das z.B. wäre in Deutschland sehr unhöflich. Schon kleine Kinder lernen, dass man beim Essen den Mund geschlossen hält und nur mit leerem Mund zu reden.
Breifah: Mit geschlossenem Mund essen?
Insa: Ja (macht es vor)
Breifah (versucht es ebenfalls mit einem kleinen Stück Bananenchips. Doch irgendwie will es ihr nicht gelingen. Ihr Mund geht immer wieder auf und wenn sie ihn zu hat zittern ihre Lippen vor Anstrengung. Lachend gibt sie auf und sagt mit vollem Mund): Ich kann das nicht! Wie machst du das mit gröβeren Stücken?
Insa (nimmt ein groβes Stück): So!
(Breifah versucht es nochmal mit einem ganz kleinen Stück, gibt jedoch bald wieder lachend auf)
Insa (zu Thongma): Ist essen mit offenem Mund in Thailand eigentlich unhöflich?
Thongma: Genauso wie in Deutschland. Also obwohl Essen mit offenem Mund geht schon, aber du darfst dabei keine Schmatzgeräusche machen. Das ist nur in der Familie oder unter Freunden okay.
Insa: Bei uns ist es das nicht mal da.
Breifah: In China, wenn man ein Treffen mit seinem Chef hat, isst man auch erst auf bevor man redet. (Alena hat mir später erzählt ihr wurde gesagt es gelte in China als unhöflich, wenn man nicht sofort auf eine Frage antwortet. Egal ob man am essen ist oder nicht)
Insa: Aber man isst auch da mit offenem Mund?
Breifah: Ja aber man isst kleine Stücke. Aber was man in China dagegen nie machen würde, ist Obst mit den Händen essen. Ich war am Anfang total schockiert, als das hier jemand gemacht hat. Dann habe ich gesehen, dass das jeder macht.
Thongma: Ja, hier in Thailand isst man alles mit der Hand.
Insa: Und in Deutschland isst man Obst auch mit der Hand. In China nicht mal Apfel oder sowas?
Breifah: Doch, wenn er am ganzen Stück ist. Sobald er aber geschnitten ist benutzt man Stäbchen.
Insa: Wow… verschiedene Kulturen.

kurz darauf; Breifah ist inzwischen gegangen

Thongma
: Insa, du hast recht, Breifah isst wirklich sehr unhöflich. Ich habe mich nur nie getraut ihr das zu sagen. (kichert)

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Wang (Lehrer aus China an Alenas Schule), Alena (Lehrerin aus Deutschland), Insa
Im Bus auf einem Schulausflug
Ein Schüler niest

Alena & Insa
: Gesundheit
Insa: Wang, sagt ihr in China eigentlich auch etwas, wenn jemand niest?
Wang: Nein. Aber wir sagen, wenn jemand einmal niest denkt jemand an dich, wenn jemand zweimal niest denkt jemand ganz feste an dich und wenn jemand drei mal niest, dann…. (grinst)… dann hast du eine Erkältung!
Insa (lacht): Guter Spruch! In Deutschland sagt man bei drei mal niesen, dass jemand an dich denkt.
Alena: Und in Thailand heiβt niesen, dass jemand gerade über dich lästert.
Wang: Genau. Du hörst das zwar nicht, aber dein Kopf bekommt es mit und reagiert, weil er es sozusagen ‘raus haben will’. Darum niest du.
Insa: Ach, das wusste ich gar nicht! Ich weiβ nur, dass, wenn man in Thailand vor einer anderen Person niest, diese Person dann duschen muss weil sie ‘dreckig’ ist.
Wang: Ja, genau, das auch!

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selbe Personen, etwas später in einem Häuschen auf einem “Lotussee”

Wang
: Hier ist es so schön!
Insa: Zieh doch hier her.
Wang: Geht nicht, ich muss ja arbeiten und kann darum nicht einfach umziehen. Ein Hund müsste man sein.
Insa: Du willst ein Hund sein?
Wang: Ja, dann könntest du einfach hingehen wo du willst!
Insa: Ja, z.B. nach China und dann wirst du gegessen…
Wang (lacht): Nein, die meisten in China essen keinen Hund.
Insa: Hast du schonmal Hund gegessen?
Wang: Ja, mag ich aber nicht.
Insa: Warum? Schmeckt das nicht ähnlich wie anderes Fleisch?
Wang: Ja, aber ich wurde so erzogen, dass man keinen Hund isst. Wenn man einen Hund hat, ist er ein Teil der Familie und keiner isst ihn. Wenn jemand meinen Hund essen würde, wird er getötet.
Insa: Was?? Das erlaubt euer Gesetz?
Wang: Quatsch! Ich sage das nur so. Ich sage, ich würde ihn töten, darf ich aber nicht.
Insa: Wie sieht es aus, wenn man einen Menschen tötet? Wird man dann selber getötet? Also habt ihr die Todesstrafe?
Wang: Ja, haben wir. Aber in China werden jeden Tag Leute getötet und wir sind so viele Menschen, da findet man den Mörder eh nicht. (hierbei bin ich mir nicht ganz sicher, ob ich das richtig verstanden habe)
Wang
: Du musst mal nach China kommen! Aber dann musst du bereit sein für viele Überraschungen!
Alena (lacht): Ja, man weiβ ja schon nicht, was man da so isst!
Wang (lacht): Genau, leckere Überraschungen beim Essen!

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So, das waren die Gespräche, die mir am meisten in Erinnerung geblieben sind.
Was mich noch sehr überrascht hat war, dass Breifah kein König der Löwen kennt und es in China kein YouTube gibt und Facebook verboten ist.
Achja und Wang, der Lehrer an Alenas Schule, will übrigens auch mehrere Frauen haben, aber er hat nur eine, weil er, laut ihm, zu wenig Geld hat um mehr haben zu können. Aber fast all sein Geld, was er hier in Thailand verdient, schickt er nach China zu seiner Frau und seinem Sohn (“Mein Sohn hat mehr Geld als ich. Er kann also mehr Frauen haben als ich.”).
Ich lasse diese Gespräche jetzt mal unkommentiert, ich finde sie aber sehr spannend und wollte sie mit euch teilen. Vielleicht ist einiges davon euch ja genauso neu wie mir.

Donnerstag, 1. Januar 2015

Alles anders

Das war es also. 2014 ist vorrüber und mit ihm auch Weihnachten und Silvester. Die Kalender stehen auf 2015 bzw hier in Thailand nun auf 2558. Ein neues Jahr hat begonnen..
Doch bevor ich Euch erzählen werde was ich dieses Jahr und in der zweiten Hälfte meines Freiwilligendienstes noch so erlebe möchte ich auf das Ende von 2014 eingehen. Und da auf zwei der wichtigsten Tage in Deutschland: Weihnachten und Silvester.

Weihnachten:
Da in Thailand 95% Buddhisten sind besteht hier natürlich nicht wirklich ein Grund oder der große Wunsch Weihnachten, sprich die Geburt Jesus' zu feiern. Warum auch, wir feiern ja auch kein Loy Krathong.
Da ich jedoch in all meinen 18 Jahren Weihnachten als so ziemlich das wichtigste und schönste Fest meiner Kultur wahrgenommen habe fiel es mir schwer mich damit abzufinden, dass es für mich dieses Jahr einfach ausfallen sollte.
Da ich ja nun seit Anfang November alleine unterrichte, steht es mir frei meinen Schülern beizubringen was ich will. Also habe ich all meinen Englischklassen den ganzen Dezember über das Lied "Rockin' around the christmas tree" und meiner Deutschklasse "Oh Tannenbaum" beigebracht. Irgendwann wurde mir dann erzählt, es soll zu Weihnachten eine Weihnachtsfeier in unserer Schule geben und ob meine Schüler, die Chinesischlehrerin und ich dort dann singen könnten? Natürlich! 
Aber es sollte doch alles ganz anders kommen.
Am 24. haben bei uns die zwei Tage dauernden Sportdays angefangen. Das war mir auch bekannt, aber ich habe damit gerechnet, bei der Eröffnungszeremonie zu singen. Also habe ich die ganze Nacht noch die Lieder geübt, die mir zu singen aufgetragen worden waren. 
Morgens bin ich dann bei in letzter Zeit erstaunlich warmen 27°C aufgewacht und habe mich wie üblich um kurz vor acht auf den Schulweg gemacht. Auf dem Weg kamen mir schon ganz viele Schüler entgegen, was mich leicht irritiert hat. Kurz vor der Schule hat mich dann ein Lehrer eingesammelt. Ob ich mit die Parade sehen will, welche die Sportdays einleitet? Aber sicher!
Das war dann erstmal ein ca eine Stunde dauerndes Spektakel. Denn bei den Sportdays werden alle Schüler fünf Teams zugeordnet (Pink, Orange, Gelb, Blau und Grün). Ganz vorne der Parade liefen ein paar Musiker, Flaggen- und Schildträger und Frauen in hübschen Kleidern. Dahinter schlossen sich nach und nach die Teams an. Vor jedem Team liefen dann aber auch nochmal Flaggenträger, Stöckchen-schwinger u.ä.
Nachdem die ganze Parade Einzug in die Schule gehalten hatte, wurde sich auf dem Versammlungsfeld aufgestellt, gebetet, die Nationalhymne gesungen und dann kamen zwei Läufer mit Feuer die ein Feuer in einer Schale entzündet haben. Das ganze hat an die olympische Fackel erinnert und die entsprechende Flagge hing auch die ganzen Sportdays über am Mast.
Danach fingen die Sportdays an. Dabei saß immer der Großteil des Teams auf den farblich gestalteten Tribünen (s. Fotos) und hat die Schüler die gerade auf dem Feld angetreten sind durch lautes Gekreische, Schlachtrufe und Getanze angefeuert. Das war ein Lärm aber auch eine super tolle, ausgelassene Stimmung und alle Schüler strahlten über das ganze Gesicht. 
"Ich dachte ich soll heute auf der Weihnachtsfeier die Lieder singen?", habe ich mich dann irgendwann an meine Advisorin gewannt.
"Nein, heute ist doch kein Weihnachten. Das ist erst morgen. Morgen singst du."
- Okay also dieses Jahr wirklich kein Weihnachten für mich.
Wenn man nich bei seiner Familie und es brühend heiß ist, ist es aber dann auch gar nicht so schwer zu vergessen, dass in Deutschland an diesem Tag alle Familien zusammen kommen und Weihnachten feiern.
Vor allem dann nicht wenn einen über 1.000 kreischende und lachende Schüler umgeben, Fotos mit und von einem machen wollen und einen zum tanzen auffordern.
Das ganze ging dann bis ca. halb fünf. Zuhause habe ich dann noch mit meiner Familie und später mit Alena telefoniert. Dann bin ich schlafen gegangen.. und vorbei war der 24.12. Heilig Abend. Weihnachten. Das Fest was mir so viel bedeutet. Aber irgendwie war das gar nicht so schlimm und das Heimweh hielt sich auch gut in Grenzen.
Am nächsten Tag gab es dann aber tatsächlich morgens vor dem Sport eine Weihnachtsfeier. Als meine Schüler dann aufgefordert wurden nach vorne zu kommen um zu singen ist jedoch keiner erschienen. Ok, kann ich verstehen, wäre in Deutschland ähnlich. Hat mich nur geärgert weil ich die Lieder so lange mit ihnen geübt hatte. Ich habe dann "Kling Glöckchen" gesungen und mir ein paar andere Lieder, Tänze und kurze Aufführungen angesehen und dann ging der Sport weiter. 
Um ca fünf fingen dann die Preisverleihungen an und ganz zum Schluss haben sich alle Teams in große Kreise aufgestellt. Man hat die Arme überkreuzt und die Personen neben sich an den Händen gefasst und dann wurde zu "Nehmt Abschied Brüder" (Auf Thai natürlich) sich hin und her gewiegt und gesungen. Das Lied scheint es irgendwie in allen Sprachen zu geben. In Deutsch, Englisch und Thai habe ich es nun selber schon gehört und die Breifah hat mir erzählt, das gäbe es auch in China.
"In der Pfadfinderbewegung gilt es weltweit als Abschiedslied, das am Ende von Veranstaltungen gesungen wird." (Wikipedia)
Man lernt ja nie aus.
War aber wirklich ein sehr schönes und stimmiges Endes zweier sehr schöner, spaßiger, spannender und lustiger Sporttage!
Für die Schüler ging es danach auch nach Hause, für die Lehrer begann die Weihnachts- und Neujahrsfeier.
Dabei wurde erstmal gegessen und natürlich gesungen und getanzt.
Jeder sollte zu der Feier ein Geschenk im Wert von ca. 200 Baht (5 €) mitbringen. Diese wurden dann nummeriert. Dann hat man eine Nummer gezogen und die Person, die das dazugehörige Geschenk mitgebracht hat, hat es einem überreicht und dann selber eine Nummer gezogen.
Mir wurde von Breifah ein Reiskocher überreicht :D
Meine Advisorin ist dann jedoch schon relativ früh gefahren und da auch ich noch meinen Koffer packen musste bin ich mitgefahren.
Moment, Koffer packen? Wo geht's denn hin?
Ich habe vom 26.12.-04.01. Ferien und in dieser Zeit habe ich einen Freiwilligen im Norden Thailands besucht. Dazu ging es dann nach der Morgenszeremonie am Freitag zur Busstation, von dort nach Ubon, von Ubon nach Chiang Mai und nach einem acht Stunden Aufenthalt am dortigen Busbahnhof weiter nach Nan, der Provinz wo ich die nächste Woche sein werde.
Alle Fahrten habe ich mit dem Bus bewältigt, welches in Thailand DAS Fortbewegungsmittel ist. Bahnen gibt es nur in den ganz großen Städten und Langstreckenzüge soweit ich weiß auch nur zwischen Chiang Mai und Bangkok.
Als ich am Samstag Morgen im Bus nach ein paar Stunden Schlaf das erste mal die Augen aufgeschlagen habe, konnte ich es erst nicht fassen. Überall um mich herrum waren Berge! Riesig ragten sie links und rechts und vor mir auf, überzogen mit morgendlichem Neben und dunkel- bis hellgrün.
Jetzt weiß ich wieso mir immer gesagt wurde, ich muss unbedingt mal den Norden sehen. Das war wirklich ein traumhafter Anblick.

Silvester:
Gestern war es dann soweit. Silvester. Der Tag den man eigentlich auch immer mit der Familie oder mit einer großen Gruppe Freunden und Alkohol verbringt. Das gabs aber dieses Jahr nicht. Immerhin war ein anderer Deutscher dabei. Uns wurde gesagt auf seiner Schule soll es eine Silvesterparty geben. Als wir dort dann um neun gucken gegangen sind, was da so los ist wurde aber gerade nur gegessen, Fotos gemacht und ein paar Tänzerinnern auf der Bühne gekonnt ignoriert. Also haben wir uns erstmal in eine nah gelegene Bar gesetzt und sind um kurz vor 12 wieder bei der Party aufgetaucht. Naja so zumindest der Plan. Von der Party war dann aber nichts mehr übrig außer ein paar Stühlen und Müll.
In Deutschland würde die Party um 12 gerade erst ihren Höhepunkt erreichen (und das nicht nur an Silvester), in Thailand ist sie davor schon vorbei. Etwas enttäuscht und planlos standen wir dann um 12 auf dem Schulgelände und als die Uhr dann auf 0:00 gesprungen ist war das doch sehr überschaubare Feuerwerk von höchstens einer Minute für unsere deutschen Verhältnisse doch etwas enttäuschend.
Aber nun gut, wir sind ja auch hier um eine andere Kultur kennen zu lernen und in Thailand haben der 31.12., ebenso wie der 24.12., eben nicht so einen Stellenwert wie wir es gewöhnt sind.
Außerdem ist das thailändische Neujahr auch erst Mitte April, was wohl vor allem in Chiang Mai mit einer drei Tage dauerenden Wasserschlacht auf allen Straßen gefeiert werden soll. Was genau es damit auf sich hat, damit beschäftige und das berichte ich dann aber erst wenn es soweit ist.

Auch wenn Weihnachten und Silvester 2014 verglichen mit Deutschland also etwas kleiner und sehr sehr anders stattgefunden haben, bin ich froh, dass ich es durch Thai-Augen erleben durfte und letztendlich waren es trotzdem sehr schöne Tage!
Ich hoffe ihr hattet alle schöne Festtage und seit gut ins neue Jahr reingerutscht!

Eure Insa

Die Parade



Team orange


Aufstellen auf dem Versammlungsplatz


Team gelb








Zwei Santas am 25.12.

Die "Direktor-Bank"

Ich singe, meine Advisorin tanzt

Preisverleihung

Die mit der Jacke ist meine beste Schülerin

Weihnachts- und Neujahrsfeier

typisches Essen auf solchen Feiern
(Angebratener Reis, Fisch, scharfe Suppe, Snacks)

Fahrt nach Nan