Montag, 10. August 2015

Zurück

Und da bin ich wieder. Im regnerischen Deutschland.
"Und wie ist es wieder hier zu sein?" ist meist die erste Frage die ich zu hören bekomme.
Komisch. Schön aber komisch. Und vor allen Dingen so normal.
Ich bin gerade mal einen Monat hier und komme mir so vor als wäre ich niemals weg gewesen. Thailand kommt mir vor wie ein Traum und ich stecke schon wieder kinntief im deutschen Alltag.
Obwohl Alltag etwas übertrieben ist, denn zurzeit arbeite ich nicht, gehe nicht zur Uni oder mache sonst irgend etwas regelmäßiges.
Als ich wieder gekommen bin war es natürlich erstmal etwas merkwürdig. Ich habe neben der Toilette die "Popo-dusche" gesucht, habe lauwarm geduscht (da ich warmes Wasser nicht gewohnt war), kein Leitungswasser getrunken weil es mir schmutzig vorkam und hatte Angst vorm Autofahren. Mittlerweile ist das alles weg.
Das Einzige was mir jetzt noch manchmal schwer fällt ist die Sprache. Wenn ich eine Sprache höre, die ich nicht verstehe, möchte ich automatisch auf Thai antworten. Ich war z.B. mit meiner Familie für ein paar Tage in Frankreich und konnte mich oft nur sehr schwer zurückhalten mich auf Thai zu bedanken oder zu sagen, dass ich etwas nicht verstanden habe.
Außerdem kommt es öfter vor, dass ich englische Wörter mit einbaue, was vielleicht auch daran liegen mag, dass ich nach Thailand noch drei wundervolle Wochen in Australien verbracht und dort sehr viel Englisch geredet habe.
Zu Anfang fand ich es auch unglaublich komisch, dass alle Deutsch sprechen können. Ich hatte immer das Bedürfniss überall zu zuhören, denn wenn im letzten Jahr Deutsch gesprochen wurde, wurde mit mir gesprochen. Doch plötzlich konnte ich wieder alles verstehen und war teilweise regelrecht überfordert mit all den Gesprächen die auf der Straße oder auf Partys auf mich einprasselten.
Aber auch diese "Sprach-Probleme" lassen langsam nach.

Und dann ist da noch die Höflichkeit...bzw der Mangel an Höflichkeit. Wenn ich am Bahnhof stehe und mitbekomme wie Mütter ihre Kinder anbrüllen, anderswo ein Kind die Eltern beschimpft, die Frau an der Kasse mich in keinster Weise beachtet und alle Leute sich über das Wetter, den Nachbar, die Erkältung oder anderweitigen Kleinkram aufregen würde ich am liebsten ins nächste Flugzeug springen und irgendwo hin fliegen.
Nicht unbedingt nach Thailand, denn davon habe ich nun erstmal genug. Es war eine traumhafte Erfahrung und ich bereue keine Sekunde davon, aber trotzdem ist die Kultur und vor allem das "hinter-dem-Rücken-reden", oft unzuverlässig sein und die dort vorherrschende Hirarchie etwas, womit ich mich nie ganz anfreunden konnte.
Trotzdem vermisse ich auch einige Dinge an Thailand. Meine Schüler am allermeisten und natürlich auch das phänomenale Essen, die Natur und die "mai bpen rai" (kein Problem) - Einstellung.

Vergangenes Wochenende war das erste von zwei Nachbereitungsseminaren, wo sich alle Thailand-Freiwillige nochmal wieder getroffen haben und ihre Erlebnisse ausgetauscht haben. Und alle haben erzählt, wie anstrengend es doch sei, dass sich in Deutschland über jede Kleinigkeit aufgeregt wird. Das so vertraute "mai bpen rai" ist hier nunmal leider nicht bekannt.
Außerdem ist vielen noch etwas aufgefallen, was auch ich festgestellt habe: Das Interesse der Freunde, Verwandten und Bekannten an Thailand ist meist von kurzer Dauer.
Natürlich wird man gefragt wie es denn nun war, aber länger als fünf Minuten hält keiner durch bevor von dem Streit mit der Schwester, dem Stress mit dem Boss oder den eigenen Auslands-Erfahrungen erzählt wird. Es gibt Ausnahmen, ganz klar, aber allgemein geht es uns allen Freiwilligen mit unseren Erzählungen und die daraufhin schnell auftauchende Desinteresse so.
Das ist jedoch vollkommen verständlich, denn fast keiner hat schonmal in einem so weit entfernten und andersartigen Land gelebt und kann es sich somit nicht vorstellen. Darum kommt man lieber schnell wieder zurück auf vertraute Themen. Und das ist okay so. Wir Freiwilligen haben uns oft schon damit abgefunden und wenn wir doch mal starken Erzähldrang haben rufen wir uns halt gegenseitig an.

Eine andere Sache, vor der ich etwas Angst hatte, war das wieder eingliedern in meinen Freundeskreis (der sich im Auslandsjahr auch teilweise verändert hat). Letztendlich war meine Angst etwas unbegründet, denn das Meiste ist beim alten geblieben und es war einfach wieder Anschluss zu finden, da fast alle noch in Köln sind und ich die meisten Freunde und somit auch die meisten Gesprächsthemen noch kenne. Aber trotzdem geht es mir auch dort manchmal wie vielen anderen Freiwilligen auch: Ich wundere mich über die Gesprächsthemen. Aber das liegt wahrscheinlich einfach daran, dass ich ein Jahr lang so viel neues erlebt habe, über das ich geredet habe und immernoch rede während das spannenste was hier vor Ort passierte halt nunmal war was AB zu XY gesagt hat oder was auf der Party nebenan passiert ist. Und auch das ist völlig normal und okay aber für uns Freiwillige manchmal etwas schwer da mit zu reden.

Generell habe ich aber auch das Gefühl, dass man sich im Ausland auf eine Art und Weise verändert, wie es im eigenen Land einfach nicht geht. Ich hatte einmal eine Diskussion mit einer Freundin die meinte, man könne sich auch in Deutschland stark verändern. Das ist ja auch vollkommen richtig. Aber während ich ein Jahr in einem fremden Land war, mich mit der Kultur auseinander gesetzt und mich angepasst habe, eine andere Lebensweise kennen und leben gelernt habe, umgeben war von Leuten mit einer anderen Sprache, Denkweise, Aussehen, Kultur, unterrichtet und Noten gegeben habe, alleine gewohnt und mich oft auch alleine durchgeschlagen habe, Problemen gegenüber stand, die es in Deutschland so einfach nicht gibt, etc. ...haben die meisten im vertrauten Umfeld gewohnt, viele bei den Eltern, haben ihren normalen Alltag fortgeführt und einfach ihr gewohntes Leben weiter gelebt. Das macht mich nicht reifer oder besser aber ich habe Erfahrungen und Erlebnisse die viele in meinem Umfeld einfach nicht verstehen. Und das macht das eingliedern manchmal etwas schwer.

Andererseits bin ich immer wieder überrascht, wie normal der ganze Rest schon wieder ist.
Bald fängt für mich die Uni an und ich freue mich auch darauf, meinem Traumberuf näher zu kommen. Andererseits erschlägt mich der Gedanke an all die Jahre Studium etwas. Zur Zeit möchte ich einfach nur wieder raus in die Welt und reisen. Ich habe noch so viele Dinge nicht gesehen und kann mir nicht vorstellen nun die nächsten 6-7 Jahre in einem Städtchen an der Grenze zu den Niederlanden fest zu stecken, mit der Nase im Buch und Gesprächsthemen wie die letzte Party, was man anzieht oder das Lernen. Es muss jetzt keiner aufschreien und mir einen Vortrag halten, wie toll die Uni-Zeit ist. Das weiß ich ja auch irgendwo irgendwie. Und natürlich gibt es Auslandssemester usw. aber die Freiheit zu Reisen und die Welt zu entdecken habe ich dann erstmal für ein Weilchen nicht mehr (und das Geld natürlich auch nicht^^).

Zusammenfassend kann man all meine Gefühle über's Heimkommen in einem Spruch zusammen fassen, den mir eine Freundin vor einiger Zeit geschrieben hat: 

"It's a funny thing coming home.
Nothing changes.
Everything looks the same.
Feels the same.
Even smells the same.
You realize what's changed is you."
- F. Scott Fitzgerald

Ich hoffe ich habe euch nun einen guten Einblick über mein komplettes Jahr in Thailand gegeben. Natürlich gibt es vieles anderes zu berichten und auch einige Dinge, die in einem Blog einfach nichts zu suchen haben, aber im Großen und Ganzen beinhaltet dieser Blog den Hauptteil meines Freiwilligendienstes in Thailand.
Noch einmal ein RIESENGROßES Dankeschön an alle, die mich in diesem Jahr unterstützt haben. Sei es durch Geld, durch Zuhören, Verständnis, liebe Worte, Bilder usw. Vielen, vielen Dank euch allen! Und auch ein riesen Dankeschön an meine Organisation AFS und dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) ohne die das alles gar nicht möglich gewesen wäre!
Ich werde dieses Jahr niemals vergessen und sehr viel davon mitnehmen, was mich mein Leben lang begleiten wird.

Eure Insa


"Life isn't about finding yourself - Life is about creating yourself."



P.S. Ich möchte noch einmal betonen, dass dieser Blog nur meine Meinungen und Ansichten beinhaltet. Alle Freiwilligen haben unterschiedliche Erfahrungen und Erlebnisse in Thailand gehabt und somit ein anderes Bild über Thailand. Nehmt also diesen Blog nicht als das einzig Wahre war und bildet euch am besten euer eigenes Bild von diesem traumhaft schönen Land, in dem ihr selber mal hinfliegt :)
P.P.S. Ich habe im letzen Blogeintrag, sowie in dem Eintrag "Grün" noch Fotos hinzugefügt.

Donnerstag, 18. Juni 2015

Das Ende vom Anfang

Nun ist es tatsächlich so weit: Mein Jahr in Thailand ist vorbei.
Knapp 340 Tage habe ich in diesem fremden Land, unter fremden Menschen mit einer fremden Kultur gelebt. Lange genug um all dies nicht mehr Fremd zu nennen. Ich habe einen tiefen Einblick in viele Bereiche Thailands bekommen und habe viel erlebt und gesehen.
Dies ist nun (sehr wahrscheinlich) mein letzter Blogeintrag und am Ende kommt ja in der Regel ein Fazit oder zumindest eine abschließende Beurteilung. Und sicher werden sich auch viele fragen "Wie fand sie denn nun das Jahr? Wie war's so?"
Was aber soll ich darauf antworten? Ein Jahr in einer Antwort zusammen fassen? Unmöglich!
Um nicht zu ausschweifend zu werden und ich es selber noch nicht ganz realisiert habe, dass es nun tatsächlich vorbei ist, sage ich einfach nur das wo ich mir schon lange im klaren drüber bin:
Dieses Jahr war eine Erfahrung, welche ich unter keinen Umständen und gegen nichts in der Welt missen will. Es hatte Höhen und Tiefen und teilweise habe ich gezweifelt ob das, was ich hier tue, überhaupt etwas bringt. Aber letzteres kann ich nun mit einem ganz großen JA beantworten.
In diesem einen Jahr habe ich persönlich so viel gelernt und gesehen, dass sich mein Weltbild aber auch ich selber mich sehr verändert habe. Oft musste ich an den AFS-Spruch "not better, not worse - just different!" denken. Und genauso ist es! Thailand und seine Bewohner haben mir gezeigt, dass es auch anders geht. Und ich bin dankbar für jede Sekunde und jede Erfahrung und bereue nichts.
Aber dieses Jahr soll ja nicht nur mir was bringen. Hat mein Aufenthalt denn nun auch anderen was gebracht? Konnte ich etwas verändern?
Um das zu beantworten muss ich von der einen Schülerin erzählen, die zu Anfang einiger Maßen Englisch sprechen konnte, sich jedoch nicht getraut hat mit mir zu reden. Am Ende aber habe ich jeden Tag mit ihr gesprochen, geschrieben, gelacht und ihr Englisch hat sich sehr verbessert. Außerdem hat sie die Vorrunde des AFS-Tests bestanden und hat nun vielleicht die Möglichkeit ins Ausland zu gehen.
Sie hat mir in einem Brief am Ende gedankt und mir gesagt, dass ich ihr die Liebe und Motivation zum Englisch sprechen gebracht habe und sie sich nun endlich auch traut das gelernte im Gespräch anzuwenden (auch bei Farangs).
Ich würde also die Frage, ob ich mit meinem Aufenthalt etwas bewirkt habe auf jeden Fall mit Ja beantworten. Und es gab noch mehr Kleinigkeiten an dem ich dies bemerkt habe und bei jeder hat mein Herz einen Sprung gemacht.

Nun sitze ich hier an meinem letzten Tag in Thailand. Morgen geht es für drei Wochen nach Australien und danach geht es nach Hause. Nach Deutschland.
In meinen Ohren klingt dies so absurd, dass ich es noch gar nicht richtig realisiert habe.

Zurzeit kann ich nur auf das vergangene Jahr schauen und auf all meine Erlebnisse und Danke sagen.
Danke an all die Menschen, denen ich in diesem Jahr begegnet bin und die mir geholfen habe, mir die Hand gereicht haben und mir einen Einblick in eine fremde Kultur gegeben haben.
Aber auch ein riesen Danke an die Leute in Deutschland, die dieses Jahr für mich möglich gemacht haben und an meine Freunde und Familie, welche jeder Zeit für mich da waren, wenn die Entfernung zu groß war.
Dankeschön für alles und an alle! Dankeschön für dieses Jahr, was ich nie vergessen werde und was mich und mein Denken und Leben verändert hat und mich immer begleiten wird.

Eure Insa

P.S.: Ich weiß, dass man Sätze nicht mit "Und" beginnt :p

Und hier noch ein paar Fotos über meine letzte Zeit (Englischcamp und Verabschiedung):

Meine Abschiedsparty

 


Englischcamp (v.l.: Alena, ich, Lara, Schülerin, Chinesischlehrerin)


Klassenfoto mit M5/2

Obstsalat mit M5/3

Morgenszeremonie (letzter Tag)

Direktor (lila) und Co-Direktor (grün)




Nach meiner Abschiedsrede (die Tränen liefen noch den ganzen Tag)

Gruppenfoto mit M5/1

und mit M5/5


Abschiedsgeschenke

Abschiedsessen mit Schülern von M5/1 und Chinesischlehrerin


Die Schüler, die mich noch zum Bus gebracht haben <3


Ein letztes Foto aus dem Bus raus (alle am weinen, auch ich)
Abschiedsfoto der Klasse M5/5 <3

AFS-Gruppenfoto (nicht alle drauf)

Dienstag, 19. Mai 2015

Karneval – oder von Raketen im Regen

Festtagsumzüge mit aufwändig geschmückten Wagen, verkleidete Menschen und Alkohol überall… Ja jeder Kölner weiβ welche Zeit das ist. Die fünfte Jahreszeit: Karneval
Nun ist Karneval jedoch schon vorbei und ich nicht in Köln sondern in einem kleinen Dorf an der Grenze zu Laos. Was hat es also mit den Verkleideten und Besoffenen auf sich?
Während mit Karneval eine eigene “Jahreszeit” gefeiert wird, wurde hier mit dem dem so genannten Rocket-Festival (Raketen-Fest) eine der drei Jahreszeiten eingeläutet: Die Regen- sprich Reisanbau-Zeit und somit die wichtigste Zeit für Thailands (Ess)Kultur. Das ist aber dann auch schon das Einzige, was ich über den Hintergrund weiβ.
Warum die Regen-Reis-Zeit ausgerechnet mit einem Raketen-Fest eingeläutet wird weiβ ich auch nicht, vielleicht sollen die Raketen den Regen symbolisch auf die Erde hinab schieβen, keine Ahnung.
Auf jeden Fall habe ich den Tag, wie nicht anders zu erwarten, bei Alena verbracht.
Um 11 Uhr morgens wurden wir von ihrer Advisorin abgeholt um uns entsprechend einkleiden zu lassen. Wir hatten die Wahl zwischen Isan- und Vietnamklamotten. Entschieden haben wir uns recht schnell für die dünneren Vietnam-Kleider, da es trotz Wolken und vorraussichtlichem Regen zum zerflieβen heiβ war.
Um ein Uhr ging es dann los zum Versammlungspunkt aller Festtagsumzug-Teilnehmer.
Wir waren keine Teilnehmer und wollten uns eigentlich am Straβenrand aufstellen um den Umzug anzuschauen. Dann ging jedoch – passend zum Festival – ein enormer Regenguss auf alle herunter. Also musste sich jeder erstmal für eine Weile etwas zum unterstellen suchen.
Als nach ca. 20 Minuten immernoch kein Ende in Sicht war, haben sich die mit allen Wassern gewaschenen (der musste sein ;)) Umzug-Teilnehmer einfach im Regen aufgestellt und haben ihre Runde um den Block begonnen. So läuft das in Thailand. Da stoppt einen kein Regenguss!
Wir haben dann einfach darauf gewartet, dass der Umzug nochmal an uns vorbei kommt.
Während dem Warten  haben wir alle weiβen Whiskey bekommen und die Aufgabe, diesen dem vordersten Mann des Umzugs in eine Schale zu schütten.
Als dieser sich nährte haben wir das natürlich auch brav gemacht… und dann bin ich sofort wieder an den Straβenrand geflohen. Alena war nicht so schnell und hat das abbekommen, was ich befürchtet habe: Whiskey im Haar.
Denn der Mann hat den gespendeten Alkohol dazu benutzt ihn über die Leute zu spritzen.. soll wohl Glück bringen. Auf alkoholisches Glück und klebrige Haare konnte ich jedoch in diesem Fall getrost verzichten.
Den Rest des Umzugs haben wir versucht uns so unsichtbar wie möglich zu machen. Das hat aber als weiβe, hellhaarige Farangs im Vietnam-dress mehr schlecht als recht geklappt und so wurden wir zum ungewollten Mittelpunkt unseres Straβenabschnitts.
Um zu verstehen, warum uns das so unangenehm war muss ich eine Sache erklären:
In Alenas sowie in meinem Dorf werden eigentlich nie Ausländer gesehen und wenn doch sind es alte Männer. Darum sind alle immer neugierig wer wir sind und was wir hier tun.
Um das heraus zu finden wollen alle mit einem reden. Wenn das aufgrund der Sprachbarriere nicht geht wird uns wenigstens ein “Hello” entgegen gerufen und wenn dazu keine Zeit bleibt tuts auch die Autohupe und lautes Gebrüll.
Das ist an den meisten Tagen völlig okay, weil man den Dreh raus hat, wann man das einfach ignoriert, wann ein Lächeln reicht und wann man etwas erwiedern sollte.
Sind Thais jedoch besoffen reicht ignorieren nicht mehr. Dann will JEDER mit einem reden (auch die, die sonst zu schüchtern dafür sind) und warten dann solange bis es eine Reaktion gibt.
Und das ist bei einem Festtagsumzug, wo der Whiskey wortwörtlich in der Luft liegt und man keinen Fluchtweg hat vor all den Alkohol-Fahnen die einem ins Gesicht schlagen irgendwann echt anstrengend!
Troztdem war es auch lustig zu sehen, wie das halbe Dorf grölend und ohne der sonst so hoch geschätzten Thai-Manier durch den Regen und Matsch an einem vorbei lief.
Besonders belustigend und erstaunlich fanden Alena und ich es, als eine blaugekleidete Ladyboy-Fee auf uns zugeschwebt kam (vielleicht kam sie uns auch nur so elegant vor da sie als eine der wenigen noch geradeaus laufen konnte) und uns Kondome hinhielt.
Diese hat Alenas 60jährige Advisorin dann ohne das Gesicht zu verziehen genommen, sich bedankt und sie eingesteckt.
Als sie das Erstaunen in unseren Gesichtern gesehen hat, hat sie erklärt, dass das ihr Neffe war. Er arbeitet in einer Anti-Aids-Kampagne.
Überrascht war ich zwar immernoch aber sehr positiv.
Eigentlich sollte es Abends noch für eine Show in den Tempel gehen. Das haben wir dann aber gelassen denn laut Alenas Advisorin wären wir da “not safe. Too many drunk people”.
So endete der Tag etwas früher als erwartet aber trotzdem fiehlen wir Abends hundemüde und mit brummendem Kopf ins Bett.
_________________________

Da die Überschrift “Karneval” lautet bietet sich mir die Möglichkeit von etwas anderem, was mich sehr überrascht hat, zu berrichten.
Beim Rumreisen saβ ich an einem Abend mit Alena (wohnt Nähe Frankfurt), einer Freiwilligen von der Nord- und einer von der Ostsee beim Abendessen.
Irgendwann kamen wir auf Karneval zu sprechen, da sich herrausstellte, dass die anderen alle zu der Zeit kein Schulfrei bekommen.
 Ich  wurde dann gefragt, ob wir in Köln denn auch so richtig geschmückte Wagen haben und Umzüge.
Ich fragte ob sie Karnevalsumzüge meint und als mir das bejaht wurde, musste ich mich doch erstmal sehr beherrschen nicht laut aufzulachen. Das konnte sie doch nicht ernst meinen? Aber sie meinte es vollkommen ernst.
“Aber Karnevals- bzw. Stunksitzungen kennt ihr oder?”
Zweifaches verneinen (Alena war sich nicht sicher).
“11er Rat? Dreigestirn?”
Dreifaches Nein.
Das konnte ich so nicht belassen und bei meinem darauf folgenden Karnevals-Crashkurs drängte sich mir immer mehr ein Gedanke auf. Als ich dann sogar um Übersetzung einiger Worte gebeten wurde (Kamelle, Strüssje, Alaaf) musste ich es mir eingestehen: Die kennen wirklich keinen Karneval!
Nach diesem Gespräch war unser aller Bild von Deutschland glaub ich erstmal etwas erschüttert und eine Freiwillige hat irgendwann nur noch den Kopf geschüttelt und mich gefragt, ob ich überhaupt noch in Deutschland lebe. Das sei ja eine komplett andere Kultur die sich ihnen da eröffnet.
Da wurde uns allen aber eins auch nochmal ganz deutlich bewusst: Man muss nicht 10.000 Kilometer verreisen um eine neue Kultur kenne zu lernen. Manchmal reicht es auch sich erstmal im eigenen Land umzuschauen. Da gibt es anscheinend sehr viel mehr zu entdecken als uns bewusst ist! Und das geht sicher nicht nur uns, sondern auch einigen “alten Hasen” so ;)

Also haltet die Augen offen , die Ohren steif und lasst es euch gut gehen.

P.S.: Im folgenden seht ihr Fotos vom Rocket-Festival aber auch von Alenas Schule und der Umgebung, damit ihr mal seht wo wir uns immer so rumtreiben.



Im Vietnam-Dress (und ganz motiviert :D)

Versammlungspunkt im Regen


Da knieten sie im Regen

...nicht alle schienen das so toll zu finden

Da kam das Whiskey-Glueck ueber Alena


Anti-Aids-Fee

Handtuch-Kopftuch gegen den Regen

Der Junge hatte kein Handtuch mehr bekommen

Daraus wurden die Raketen geschossen

Die (immer geschlossene) Kirche in DonTan

Auf dem Schulgelaende

Sportplatz und ganz im Hintergrund die Schule

Weg zu Alenas Haus

Ihr Haus (oben rechts ist ihr bzw. unser Zimmer ;))

Da holen wir uns meist unser Mittag- oder Abendessen

Schwanzfeder-gestutzter Ara im zu kleinen Kaefig
(Ich ueberlege immer eine naechtliche
Befreiungsaktion zu starten wenn ich ihn sehe)

Regen (waerend wir auf unser Abendessen warten)

Freitag, 1. Mai 2015

Reisen - Klappe die Zweite



Erstmal vorweg: Entschuldigt bitte den recht kurzen und schlecht geschriebenen letzten Blogeintrag. Aber als ich Besagten geschrieben habe war ich krank und musste ihn mir mit Mühe aus den Fingern saugen.
Dass ich krank wurde fing kurz nach Ayutthaya in Bangkok an. Dass ich letztendlich jedoch noch immer mit einem leichten Husten hier sitze liegt wahrscheinlich an meiner schlechten Schonung meinerseits. Aber ich war auch der Meinung  ich müsse jetzt unbedingt eine Tempeltour durch Bangkok oder einen sechs Stunden Marsch durch den Dschungel auf mich nehmen. Letztendlich hat sich das aber so gelohnt, dass ich das gerne mit Husten bezahle.
Als wir in Bangkok ankamen waren ich und die beiden anderen, die mit mir dort waren aber recht schnell am kränkeln, sodas wir erstmal im Bett bleiben mussten.
Als es den anderen zwei jedoch besser ging habe auch ich mich auf gemacht und es ging los zur Tempeltour.
Erste Station war der Wat Arun (Wat = Tempel), auch genannt “Tempel der Morgenröte”. Der hat sich jedoch fast gar nicht gelohnt, da der Großteil gerade erneuert wurde und darum alles mit Baugerüsten umgeben war. Außerdem war die Verkäuferin der Tickets unglaublich unhöflich und die Sonne knallte unbarmherzig auf uns hinab. Darum war ich ganz froh als wir diesem Tempel den Rücken kehrten und auf die gegenüberliegende Seite vom Fluss rübersetzten.
Dort befindet sich der Grand Palace und der Wat Pho. Da Alena und mir der Palace zu teuer war sind wir in den Wat Pho wärend sich der andere Freiwillige im Grand Palace rumgetrieben hat.
Im Tempel habe ich dann das gesehen, womit ich nicht mehr gerechnet habe es zu sehen. Denn fälschlicher Weise bin ich davon ausgegangen diese Sache befinde sich in Chiang Mai.
Aber dann lag sie da: Die größte liegende Buddha-Statue in Thailand!
Meterlang und golden füllte sie ein komplettes Gebäude des Tempels und ließ nur noch genug Platz um all die fotowütigen Touris drum herum laufen zu lassen (Darunter auch mich).
In Tempeln in Thailand muss man sich jedoch anständig kleiden, sprich Schultern und Knie müssen bedeck sein.
Ist dies nicht der Fall musste man in diesem Falle eine Arte grünen Bademantel anziehen. Das sah echt lustig aus, wie um den goldenen Buddha überall kleine grüne Menschen rumgeisterten.
Aber das nur am Rande.
Der Rest des Tempels war auch unglaublich beeindruckend und dort fand man dann auch überall Buddhastauen, diesmal jedoch alle mit Kopf.
Wir konnten wirklich gar nicht genug von dem Tempel kriegen und hätten gerne mehr Zeit gehabt um uns alles in Ruhe anzugucken.
Aber wir mussten rechtzeitig wieder raus um noch ein Taxi mit Taximeter zu finden, das auch bereit ist dieses einzuschalten. Das ist ab einer gewissen Uhrzeit in Bangkok echt eine Kunst und wir mussten viele Türen zuschlagen bis wir endlich eins gefunden hatten.
Ansonsten waren wir in Bangkok noch in Chinatown, auf einem Floating Market, im Kino (wo man mit VISA Karte bezahlen konnte, ohne einen Pinn eingeben zu müssen und vor dem Film die Königshymne gespielt wurde, wobei jeder aufstehen muss) und natuerlich in ganz vielen Tempeln. Außerdem hat uns der Besitzer unseres Hostels (ein Däne der “Flughörnchen” sagen kann und auch eins besitzt und sich damit wie der coolste Mensch auf Erden vorkam) eines Abends auf den Geburtstag seiner Frau eingeladen. Das war ein sehr lustiger Abend mit echt netten Menschen aus aller Welt, tollen Begegnungen und lustigen Gesprächen.
Zwischendurch wurde es etwas unangenehm, als der Däne seiner Frau gratuliert hat und die zwei dann öffentlich Beziehungsprobleme anfingen anzusprechen. Zum Glück hat die besoffene beste Freundin ständig dazwischen gebrüllt, sodass der komische Moment bald vorbei war.
Alles in allem war Bangkok echt schön, hätte aber noch besser sein können, ware ich fitter gewesen.

Am 23. ging es dann weiter nach Koh Chang (Koh = Insel, Chang = Elefant [und Wasser- und Biermarke in Thailand]), zweitgrößte Insel Thailands. Dort lag ich jedoch die ersten paar Tage dann wirklich nur im Bett, was echt nervig war, da der Traumstrand nur wenige Meter von unserem Bungalow entfernt war.
Danach ging es mir aber wieder soweit gut, dass wir am 27. eine Tour durch den Dschungel gemacht haben. Sechs Stunden Wanderung auf einem Trampelpfad den selbst Kenneraugen nur schwer gefunden hätten. Über Baumstämme ging es, unter Spinnenweben hinweg, an recht steilen Felswänden hinauf und mit Hilfe von Lianen wieder hinab. Über Steine am Fluss entlang, über den Fluss drüber und auf einem Baumstamm in einigen Meter Höhe balanciert, an zwei dünnen Seilen über sich klammernd.
Ich bin echt froh, dass mir erst im Nachhinein Gedanken kamen wie “was hätten wir getan, wenn unser Guide einen Herzanfall bekommen hätte?” oder “was wäre passiert, wenn einer von uns von einer Schlange gebissen worden wäre?”. Aber ist ja alles nicht passiert und unsere Gruppe ist heile wieder aus dem Dschungel rausgekommen.
Auf dem Weg mitten durch den thailändischen Regenwald hat unser Guide immer wieder angehalten und uns auf Dinge aufmerksam gemacht ode runs Tiere gezeigt.
So hat er uns zweimal Tarantelhöhlen gezeigt und die Bewohner auch rausgelockt. Da sind wir dann doch beim ersten Mal alle einen Schritt zurück gewichen. So eine Tarantel in freier Wildbahn mit Drohgebärde nur wenige Meter vor sich zu haben ist doch leicht beängstigend.
Beim zweiten mal kannten wir jedoch schon die Prozedur und haben uns näher getraut.
Hätten wir den Guide jedoch nicht dabei gehabt wette ich, wären wir Mitten auf die Behausung und somit auch auf die Tarantel draufgetreten.
Ansonsten haben wir noch ein paar Schlangen gesehen. Eine davon hat der Guide jedoch übersehen und der erste ist schon über sie drüber gestiegen bevor sie entdeckt wurde und ganz laut “Halt!” geschrien wurde. Danach sind wir alle vorsichtig um die knallgrüne Schlange drum herum geschlichen. Aber das wäre wohl gar nicht nötig gewesen, da das eine Viper war und Vipern wohl erst was machen wenn man sie wirklich schon so gut wie berührt. Aber sicher ist sicher. Und das gilt vor allem für den Dschungel!
Es war aber wirklich ein einmaliges Erlebnis und ein Kindheitstraum von mir einmal durch den Dschungel zu laufen.
Trotzdem war ich froh, als ich wieder draußen war. Denn mir ist immer wieder aufgefallen, dass ich absolut keine Chance hätte lange im Dschungel zu überleben, geschweige denn da bald wieder raus zu finden.
Der Dschungel ist ein beeindruckender Ort, der gerade zu explodiert an Pflanzen. Dort verottet eine, dann wachsen an der gleichen Stelle schon wieder zwanzig weitere. An keiner Stelle habe ich das Wunder des Lebens und der Natur jemals so deutlich gesehen wie auf diesem Trip.
Doch ebenso ist mir klar geworden, dass der Mensch (ich spreche in diesem Falle von dem unerfahrenen Mensch der noch nie im Dschungel war) absolut keine Chance hat dort zu überleben und dort auch partout nicht hingehört. Aber ganz besonders hat der Mensch KEIN RECHT den Dschungel abzuholzen, den Tieren und Pflanzen dort jeglichen Lebensraum zu nehmen und stattdessen dort hässliche Betonklötze hinzusetzen und die Luft zu verpesten!
Man kann nur hoffen, dass die Menschheit das irgendwann verstehen wird… wenn es dann noch nicht zu spät ist.
Aber okay, genug Moralapostel gespielt, wieder zurück zu den schönen Dingen.
Und davon gibt es auf Koh Chang reichlich!
Traumstrände, beeindruckende Natur, Affen auf den Strommasten, liebe Menschen und und und.
Alles in allem war es ein echt toller Urlaubs- und Rundreise-Abschluss.

Und trotztem war es ein tolles Gefühl, als ich dann nach knapp einem Monat endlich wieder in meinem Zimmer stand. Wieder in meinen Alltag zurückfinden kann und runter kommen kann.
Und es bleiben ja auch nur nur 47 Tage, bis mein Programm endet!
Die Zeit verfliegt wahrlich, es ist unglaublich!

Bis ganz bald und ich freue mich schon sehr auf Deutschland!
Eure Insa


P.S.: Ich hoffe die Fotos sind bei Euch nicht so sehr verzogen. Aber ich denke das liegt an dem PC an dem ich gerade sitze. Hoffentlich..

Tempel von Innen

Nochmal gleicher Tempel

Sehr grosser Buddha

Jaja die drei Affen schon wieder

Auf dem Weg hoch zum golden Mountain Tempel


Alena und Flo
Der Baum des Koenigs (weil gelb)

Smiling Buddha

Irgend eine Moenchsweihung


Das da hinten sind alles Urnen in der Wand


Bangkok von oben (golden Mountain tempel)

Flagge von Thailand und der Prinzessin (lila)

Die Wochentags-Buddhas (faengt mit Sonntag an
und die Mittwochsnacht hat einen eigenen)


Floating Market



Und das Dorf in der Naehe

Wat Arun (da sieht er schoen aus... die Macht der Kamera)
Wat Pho

gruene Menschen (schlechte Qualitaet)

Da ist er! Der liegende Buddha!
Und seine Fuesse


Der Arzt von Buddha (rechts)



Koh Chang

Benzin fuer Motorraeder

schoene Bar
Tarantel

Da gings ein paar Meter drunter runter

Ausblick (und ich war mit Tshirt im Wasser, nur so nebenbei)

erschoepfte Truppe
Steilwand ohne Seil und alles

Wie die Affen (rechts unser Guide)

Viper

Sprung in den Fluss
angeblich ungiftig



irgend ein wertvoller Duft-Baum

Snake fruit (total sauer)
Schmetterlinge

Am Strand vor bzw. von unserem Resort