Dienstag, 23. Dezember 2014

Einhundertundsiebzig

Weihnachten steht vor der Tür und kurz darauf kommt auch schon Silvester. Dazu werde ich euch jedoch einen eigenen Blogeintrag verfassen, darum noch schnell diesen hier vorweg. Denn am Wochenende des vierten Advents ist wieder einiges passiert.
Am Freitag ging es – groβe Überraschung – direkt nach der Schule zu Alena. Dort bin ich dann aber nicht auf sie sondern auf ihre Koordinatorin gestoβen. Mit ihr zusammen bin ich dann zu einem Nationalpark gefahren, wo mir dann auch eine vor Freude jauchzende Alena entgegen gesrpungen kam. Was uns in den Nationalpark treibt ist nichts anderes als ein Scout-camp von Alenas Schule für alle Schüler von M3 (neunte Klasse). Scout, also Pfadfinder, ist etwas was in Thailand in den Schulen unterrichtet wird und im Dezember ist jede Schule dazu angehalten ein passendes Camp dazu zu veranstalten. Dabei sollen die Schüler Fähigkeiten erwerben, die zum Überleben in der Wildnis nützlich sind. Dazu mussten sie dann einen Berg (eher groβer Hügel) besteigen und auf dem Weg gab es immer wieder Stationen mit bestimmten Aufgaben. Z.B sich in einer Schlammpfütze rollen, über ein Seil hangeln usw. Das ganze natürlich in Uniform und nach der ersten Station mit wilder Indianerbemalung. Das ganze habe ich leider verpasst, da ich zu der Zeit noch bei mir in der Schule am Unterrichten war. Alena ist jedoch schon morgens mit den Schülern in den Park gefahren und hat mir alles berichtet und Fotos gezeigt.
Ich kann mir das ganze jedoch sehr genau vorstellen, da mich das alles sehr stark an meine allerersten Schultage in Thailand erinnert hat (siehe meinen Blogeintrag “Erster Schultag”). Ich gehe davon aus, dass das in etwa das Scoutcamp meiner Schule war. Das würde heiβen, nicht alle Schulen müssen das Camp zwingend im Dezember machen und anscheinend muss man auch nicht unbedingt die Schule verlassen. Jedoch musten die Schüler bei mir ähnliche Stationen durchlaufen, mussten (statt auf den Berg) die Schule groβräumig umrunden und mussten, genauso wie Alenas Schüler, selber Feuer machen und kochen. Eine Nacht haben sie sogar in der Schule geschlafen, wenn ich mich recht erinnere.  Und genauso wie bei mir damals fand auch bei Alena (nur halt im Nationalpark unter thailändischem Sternenhimmel und neben einem wunderschönen See) Abends Programm statt. Dabei wurde getanzt, eine Horde wie Indianer bemalte und gekleidete Jungen rannten mit Fackeln um einen Holzhaufen und haben ihn angezündet und dann wurde noch mehr getanzt und gesungen.
Die Nacht haben Alena und ich dann in einem Zelt verbracht. Mein erstes Mal zelten in Thailand und – entsprechend meinem Blogeintrag zuvor – könnt ihr euch sicher vorstellen, dass das eine sehr kalte Angelegenheit war. Aber mit genug Decken, Socken und Jacken lieβ sich die Nacht gut überstehen.
Am nächsten Morgen ging es früh wieder raus aus den Federn und für die Schüler zum Morgenappell und für Alena, mich und ein paar andere Lehrerinnen auf den Berg um uns den Sonnenaufgang anzusehen. Wunderschön! Das kann ich gar nicht beschreiben! Ich pack euch unten ein paar Fotos dazu, die vielleicht ansatzweise zeigen wie schön es war.
Danach gab es noch ein ausgedehntes Frühstück mit Blick auf den See und dann kam die Verabschiedung.
Dafür haben sich alle Schüler, nach Geschlechtern sortiert, in einem groβen U aufgestellt und die Lehrer ganz oben. Nach ein paar “rechts-links-gerade steh”-Befehlen marschierten dann alle Schüler an den Lehrern vorbei und haben sich bei allen mit einem Händeschütteln verabschiedet. Einhunderundsiebzig und ein paar Zerquetsche Hände waren das. Und auch die ein oder andere Träne aufseiten der Schüler. Scheint ihnen wohl sehr Spaβ gemacht zu haben.
Was Alena und mir dann aber noch sehr Spaβ gemacht hat war die Rückfahrt hinten auf einem PickUp. Eine bessere Fortbewegungsmölichkeit habe ich wirklich noch nie ausprobieren können!
Der Tag endete für Alena und mich dann mit einem ausgedehnten Shoppingtrip in der neu eröffneten  Shoppinmall in Mukdahan. Sogar mit Kino mit englischen Filmen!!! Jetzt muss ich Alena nur noch dazu bekommen sich mit mir den Hobbit anzugucken … :D

Am Sonntag ging es dann für uns auf unsere erste Thai-Hochzeit. Aufgeregt haben wir uns morgens entsprechend dem Dresscode blau angezogen.
Letztendlich war die Hochzeit dann jedoch wenig spektakulär und erinnerte mich an einige gröβere Feiern die ich schon miterleben konnte. Groβer Raum mit vielen runden, weiβen Tischen. Leckeres (aber komischerweise auch immer gleiches) Essen und vorne auf der Bühne Gesang und Reden, wo aber niemand zuhört. Irgendwann kam dann das Brautpaar mit den Eltern auf die Bühne. Beiden wurde eine Blumenkette umgehangen, man hat sich vor den Eltern verbeugt, jemand hat kurz was gesagt und dann hat das Paar zusammen gesungen. Aber nichtmal da lag die vollständige Aufmerksamkeit auf der Bühne. Irgendwann kam dann aber etwas was Alena und mir bekannt vorkam. Das Brautstrauβ-werfen. Und genauso wie in Deutschland haben sich dort alle unverheirateten Frauen und hier auch Männer vor der Bühne aufgestellt. Auch Alena und ich. Gefangen hat ihn dann aber irgend ein Mann in der ersten Reihe.
Danach ist das Paar von Tisch zu Tisch gegangen und hat mit allen ein Foto gemacht. Das wars auch schon.
Also heiraten möchte ich in Thailand echt nicht! Ist mir irgendwie zu unspektakulär.
Trotzdem war es ein tolles Erlebnis und sehr spannend zu erleben!

Wir stecken hier gerade in den Vorbereitungen zur Weihnachtsfeier sowie zu den Sport-days. Dazu aber nächstes mal mehr!

wunderschoener Sonnenuntergang



Programm am Abend

Sonnenaufgang (leider nicht ganz farbecht)

stabiler Weg

unser kleines Zelt :D

Scout Uniform der Lehrer

Hinten auf dem PickUp

Das Brautpaar

In der Mitte eine Schuelerin

Fruehstueck: sticky rice, Papaya, Fleisch, Ei

tausend Fotos spaeter...

Montag, 22. Dezember 2014

Der Winter naht

Im Norden erhebt sich eine kilometerhohe und –dicke Mauer aus Eis. Die Landschaft ist schneebedeckt und sogar im Süden beginnen die Menschen die Kälte zu spüren. Der Atem gefriert in der Luft, jeder der oberhalb der Hauptstadt wohnt und sich drauβen aufhält schnürt sich den Fellmantel fest um den Körper. Doch damit nicht genug regt sich etwas auf der anderen Seite der Mauer. Totgeglaubtes wird lebendig und zieht blauägig durch knietiefen Schnee… und dann kommt der Abspann einer weitern Folge “Game of Thrones”, meinem Lieblings-Zeitvertreib.
Die Serie passt zur Zeit aber besser zur Situation als man denkt, denn auch hier in Thailand naht der Winter. Bzw eigentlich ist er schon eingezogen.
Man mag es kaum glauben aber hier im Isan an der Grenze zu Laos kann es richtig kalt werden (in anderen Teilen Thailands scheint es nicht so kalt zu sein)! Nachts kühlt es teilweise sogar bis zu 12 Grad runter! Das klingt jetzt wahrscheinlich für eure deutschen Ohren und bei Temperaturen im Minusbereich nicht sonderlich kalt. Wenn man dabei jedoch in einem Zimmer mit dünnen Holzwänden liegt und der Wind nur so durch die Straβen peitscht ist das weniger gemütlich. Vor allem dann nicht, wenn in den sowieso so dünnen Wänden, dem Boden und der Decke überall Löcher sind und somit der Wind ins Zimmer gelangt.
Mit langer Jogginghose, Socken und zwei Decken lässt es sich dann aber einigermaβen aushalten – solange man die Arme unter der Decke behält was mir irgendwie nie gelingen will. Darum wache ich Nachts ständig auf weil mir Köperteile halb abfrieren.
So wird das Aufstehen durch die Kälte und die Müdigkeit zur Überwindungsarbeit, das morgendliche Duschen lässt man entweder komplett ausfallen oder beschräkt es auf ein Minimum, alle Klamotten werden gebügelt einfach nur um einen kurzen Moment der Wärme beim anziehen zu haben und ohne Strumpfhose verlässt fast keine Frau mehr das Haus.
Hat man es dann aber bis vor die Tür geschafft , begegnet man drauβen ständig Leuten mit dicken Daunenjacken obenrum jedoch  kurzen Röcken  und Ballerinas untenrum. Ballerinas mit Socken wie ich, sehr zum Leidwesen meines Ästhetikempfindens, immer wieder festellen muss.
So ist es aber doch sehr belustigend wenn sich bei der Morgenzeremonie die Lehrer, statt sich zu begrüβen “nau mak” (sehr kalt) zurufen und dabei wie halbe Schneemänner aussehen. Bzw Schneefrauen, denn ich spreche hier gröβtenteils von den Frauen. Die Männer kommen wie immer in langer Hose und ziehen obenrum meist einfach eine Jacke drüber.
“Ich verstehe die Thais nicht. Beklagen sich, dass ihnen kalt ist, ziehen dann aber kurze Röcke an.”, hat Breifah, die Chinesischlehrerin meiner Schule, sehr passend erkannt.
Die Kleidungsvorschrift mit dem Rock geht mir bei dem zurzeit sehr starken Wind aber auch gehörig auf den Keks. Ich bin ja sowieso kein groβer Fan von Röcken aber bei solchen Temperaturen und dem Wind, der dafür sorgt dass sich besagtes Kleidungsstück auch gerne mal waagerecht zum Körper befindet (wenn man es nicht festhält), sind sie nochmal doppelt störend.
So nun aber genug zum thailändischen Winter – der übrigens erst im Januar seinen Höhepunkt erreichen soll.
Ich pack euch noch ein paar Bilder zur Visualisierung dazu und sende euch mehr oder weniger weihnachtliche Grüβe.

Eure Insa

Schueler bei der Morgenzeremonie
(In Schuljacke)

Meine Gastmutter in Jogginghose
(Keine Ahnung wieso sie das darf)

Mein absoluter Favorit... :D


Oben: Felljacke; Unten: kurzer Rock
Rechts wird ein Selfie gemacht

Besagte Kombi

Donnerstag, 11. Dezember 2014

Vom König, der Hölle und dem, was ein Land vereint

Sawadika,

Es ist einiges passiert in der Zeit seit meinem letzten Blogeintrag. Eigentlich wollte ich euch schon viel früher davon berichten, aber dann hat sich mein Handy dazu entschieden meinen kompletten Eintrag wieder zu löschen. Nun also auf ein Neues.
Ich werde versuchen mich möglichst kurz zu fassen, aber trotzdem wird dies ein sehr langer Eintrag werden. Da die Entscheidung ihn zu lesen aber ganz alleine bei euch liegt, möchte ich im Nachhinein keine Klagen hören ;)

Beginnen wir also am Wochenende des ersten Advents:
Wie schon erwähnt verbringe ich meine Wochenenden in der Regel bei Alena. So auch dieses. Am Samstag stand dann groβes Programm an: Schulausflug mit ihrer Schule.
Die, die fleiβig meinem Blog folgen*, werden jetzt wahrscheinlich unweigerlich an meinen letzten Eintrag denken müssen. Das ist auch gar nicht mal so verkehrt, denn genau diese Art von Schulausflug fand auch am Samstag des 29.11. bei Alena statt. So ging es auch bei ihr um sechs Uhr morgens mit vier Bussen voll laut singender Schüler unserem ersten Ziel entgegen. Sogar zwei der drei Ausflugsziele waren die selben, dazu jedoch später mehr.
Der gröβte Unterschied war eindeutig der, dass Alenas Direktor ihr nicht nur erlaubt hat auf den Ausflug mitzufahren – er hat sie sogar herzlich dazu eingeladen. Und damit nicht genug wurde auch der Farang aus dem Nachbardorf mitgenommen.
Die Gefahren, die mein Direktor in einem Schulausflug zu finden scheint, sind den Menschen 20 Minuten entfernt anscheinend unbekannt.
Nach knapp drei Stunden erreichte dann aber die ganze Truppe das erste Ausflugsziel. Dies war – man höre und staune – ein mir nicht ganz unbekanntes Dinosaurier Museum!
Diesmal ging es für mich aber auch mit rein, was letztendlich zwar ganz nett war aber allzu viel kann ich Dino-Eiern**, Dino-Statuen und thailändischen Dino-Filmen dann doch nicht abgewinnen.
Als ich in dem Museum dann irgendwann einen riesigen Evolutions-Zeitstrahl auf dem Boden entdeckte, konnte ich das erste mal das Gelernte eines anderen Schulfaches als Englisch aus meinen immer mehr verkümmernden Hirnzellen rauskramen. Ein Dank und lieben Gruβ an meinen allerliebsten BioLK.
Aber gut, dass einen das deutsche Schulsystem so gut auf das Leben nach der Schule vorbereitet.
Immerhin kann man von den deutschen Schulabsolventen behaupten, dass sie einigermaβen Englisch können. Ich hätte es mir nie erträumen lassen aber ausgerechnet das Gelernte aus diesem Fach wird hier im Ausland zum wichtigsten Bestandteil meines Alltags. Ich unterrichte es nun sogar selber.
Immer wieder kommt es vor, dass Alena und ich uns ungläubig ansehen und sagen “Mensch, vor kurzem waren wir selber noch Schüler und jetzt stehen wir hier in Thailand und lernen mal die andere Seite des Pults kennen”. Schon irgendwie ironisch.
Nach dem Besuch des Dino-Museums ging es dann weiter zu einem mir ebenfalls schon bekanntem Ausflugsziel. Unzwar der letzte Woche zuletzt besuchte Stausee, Wasserursprung oder was auch immer.
Diesmal konnte ich ihn jedoch von der anderen Seite aus bestaunen. Dort saβen wir dann mit wunderschönem Blick bei einem köstlichen Picknick mit saftiger Wassermelone  und unter lauter lachenden Thais und lieβen uns die Sonne in den Nacken scheinen. So lässt es sich gut gehen!
Kurz danach ging es jedoch an einen Ort, wo es uns trotz 30 Grad und Sonne kalt den Rücken runter lief.
Nichtsahnend stiegen wir bei unserem dritten und somit auch letzten Ziel aus. Einem Tempel.
Wir wussten, es geht hier irgendwie im Himmel und Hölle, konnten uns darunter jedoch nicht wirklich etwas vorstellen. Aufgrund weniger Andrang wählten wir den linken der zwei Wege, die sich vom Hauptweg abspalteten. Kurz darauf blieben wir dann das erste mal leicht verwundert stehen. Dort lag eine Gerippe-Statue am Wegesrand. Nun aufmerksamer gingen wir den schmalen Weg weiter. Und siehe da, immer wieder tauchten aus dem grünen Urwald neben uns Figuren wie geradewegs aus einem Horrorfilm entsprungen auf. Gerippe unterschiedlichster Gröβen und Formen, Menschen mit fehlenden Körperteilen, bedroht von einem roten Monster (Teufel?), blutend aus den unterschiedlichsten Wunden.
Bei dem schmalen überwucherten Weg, der Musik die von irgendwo her erschallte und dem Gekreische der Schüler in unserer Nähe hing über dem ganzen eine dunkle Stimmung, die Alena und mir nicht ganz geheuer war. Darum machten wir uns schnell auf, auf die andere Seite des Tempels zu kommen. Dem, wie wir hofften, Himmel.
Dort hatten die Statuen dann auch noch alle Hände und waren mit diesen fleiβig damit beschäftigt zu nähen, kochen, waschen, tanzen uvm. Zwischendurch sah man immer wieder reich geschmückte Statuen die teilweise stark an hinduistische Gottheiten erinnerten.
Dort lief dann auch etwas fröhlichere Musik und es gab auch kein Gekreische von Schülern. Trotzdem war ich doch erleichtert als ich dem Tempel den Rücken kehren konnte.
Als ich meine Advisorin später auf den Tempel angesprochen habe, hat sie mir erzählt, es gebe im Buddhismus fünf Regeln:
1. Nicht töten
2. Nich lügen
3. Nicht stehlen
4. Keinen Alkohol trinken
5. Keinen Ehebruch begehen
Wenn man auch nur eine dieser Regeln bricht erwartet einen ähnliches wie wir im Tempel voller Schrecken sehen konnten. Da glaubt sie fest dran. Sie hat auch noch nie ein Tier getötet… erzählt mir aber fast jeden Tag, sie könne ohne Fleisch nicht leben und isst es täglich. Nun gut, wir wollen ja nicht zu streng mit uns sein.
Alles in allem war es aber ein sehr schöner und aufschlussreicher Ausflug und ich bin sehr dankbar, dass ich dabei sein durfte.

Darauf die Woche war in Thailand so ungefähr der wichtigste Feiertag des Jahres: Der Geburtstag des Königs am 05.12. Und da der König als Vater der Nation gesehen wird ist an diesem Tag auch internationaler Vatertag. Was passiert wenn der König stirbt mit dem Vatertag? Keine Ahnung. Darüber macht man sich keine Gedanken, fragt nicht und redet nicht darüber. Alena hat mir vor kurzem erzählt, dass ihr gesagt wurd, dass schon das normale Reden über den König in Thailand verboten ist und als lästern angesehen wird.
Der Geburtstag fiel dieses Jahr auf einen Freitag. Da dann schulfrei war fanden in den Schulen am Donnerstag Zeremonien zu Ehren des Königs statt. Ich wusste davon nichts und habe darum leider den Anfang verpasst aber ich gehe davon aus, dass auch dort nur gebetet wurde. Auf der Bühne saβen bei meiner Ankunft nämlich schon die Mönche ins Gebet vertieft.
Nachdem dies beendet war wurden ihnen Geschenke (gröβtenteils Essen) überreicht und dann ein warmes Frühstück serviert. Dies aβen sie dann unter den Blicken der ganzen Schüler- und Lehrerschaft und begleitet von Gebeten und Gesängen. Danach wurde nochmal mit den Mönchen zusammen gebetet.
Daraufhin kam für mich etwas leicht verwunderliches: Es wurden die besten Väter der Schule bzw der Schüler gekührt und geehrt. Wie genau diese ausgewählt werden habe ich nicht vertanden. Einerseits geht es naürlich darum, wie gut das Kind in der Schule ist. Denn, so meine Advisorin, ist das Kind gut muss es einen guten Vater haben. Klar, logisch. Trotzdem war es für mich doch irgendwie belustigend und etwas merkwürdig als 30 Väter voller Stolz auf die Bühne gerufen wurden und sich dort ihr jeweiliges Kind unter lautem Applaus vor ihnen verbeugte.
Danach wurde noch die National- und Königshymne gesungen und dann ging der normale Unterricht weiter.
Eine ähnliche Zeremonie fand dann auch am Freitag morgen im DistrictOffice stand. Früh morgens holte mich meine Advisorin in ihrer extra für diesen Tag herausgesuchten Uniform ab und es ging zum Office. Dort trafen wir auf alle Lehrer und Offiziere der Umgebung.
Die Zeremonie verlief dann ähnlich wie am Tag zuvor in der Schule: Beten mit den Mönchen, kühren der besten Väter (Diesmal jedoch der ganzen Umgebung nicht nur von der Schule) und dann noch gemeinsames singen der Hymnen.
Nach dieser Zeremonie ging es für mich zu Alena wo es Abends dann wieder ins DistrictOffice ging. Nur halt diesmal dem von ihrem Distrikt.
Dort sind dann immer ein bis zwei Vertreter aller möglichen Gruppen (Schule, Post, Polizei, Militär usw.) auf die Bühne gegangen. Dort hat man sich vor einem riesen Bild des Königs verbeugt, ein silbernes und goldenes Urnen-förmiges Gebilde abgestellt und sich nochmal verbeugt.
Als Vertreter von Alenas Schule sind sie und ich mit ihrem Direktor auf die Bühne gegangen (ja ich.. hauptsache der Farang steht auf der Bühen, egal ob es passt oder nicht ;)). Wir sind vorher vor Aufregung fast verrückt geworden aus Angst etwas falsch zu machen und unbewusste jemanden – im schlimmsten Fall den König – zu beleidigen. Aber glücklicher Weise haben wir alles richtig gemacht und wurden danach von allen über den grünen Klee gelobt.
Als letzes ging der Bürgermeister, mit seiner Frau und seinem Vertrer auf die Bühne. Nachdem er dem König den gebührenden Respekt gezeigt hat, hat er eine groβe Kerze entzündet. Von dieser ausgehend haben dann alle im Raum ihre kleine, zuvor ausgeteilte Kerze angezündet. Dann wurde das Lich ausgemacht und der Raum war nur noch erhellt vom Kerzenschein. Und dann erklangen auch dort die zwei wichtigsten Lieder Thailands: Die National- und Königshymne.
Was ich bisher noch nicht erwähnt habe ist die Farbe Gelb. In Thailand wird jedem Wochentag eine Farbe zugeordnet. Der Montag z.B. ist Gelb. Und da der König an einem Montag geboren wurde ist seine Farbe Gelb. Hat man im Dezember also nicht gerade eine Uniform zu tragen trägt man am besten Gelb. Ganz besonders galt dies natürlich am Freitag des 05.12. – seinem Geburtstag.
So standen an dem Abend also alle mit gelben Blusen, Hemden oder Thai-klamotten vor der gelb geschmückten Bühne mit Blick auf das Bild des Königs.
Ich finde generell, dass gemeinsames singen verbindet. Wenn die Menschen dabei aber auch noch alle die selbe Farbe tragen, man umgeben ist von Kerzenschein und es ausgerechnet die Nationalymne ist, die man singt ist dieses Gefühl von Einheit und Gemeinsamkeit förmlich greifbar. Man fühlt sich als Teil einer riesen Gemeinschaft. Und diese ist in Thailand nunmal vereint unter dem König. In diesem Moment konnte ich die groβe und kritiklose Liebe der Thais zu ihrem Oberhaupt vollkommen verstehen.
Wenn schon ich, als Auβenstehende eine Ahnung dieses Gefühls purer Einheit erfahren konnte, wie überwäligend muss es sein, wenn man als Teil dieser Gemeinschaft aufwächst und dann in solch einem Moment im Kerzenschein die Nationalhymen singt. Ich fand es zumindest absolut nicht verwunderlich, als man bei vielen Leuten Tränen in den Augen schimmern sah.

Ich musste unweigerlich an Deutschland denken. Wir haben Demokratie, Meinungs- und Pressefreiheit und vieles mehr… aber was wir sicher nicht haben ist dieses so starke Gefühl von Einheit.
Da würde ja auch jeder sofort wieder an den zweiten Weltkrieg denken, wenn man bei Kerzenschein unser "Oberhaupt" besingen würde.
Aber ist es nicht etwas paradox, dass so ziemlich das einzige mal, wenn man die Nationalhymne hört man dabei vor einer Flimmerscheibe sitzt und sich die Nationalelf anschaut? Und können nicht auch wir Deutschen zumindest ein bisschen stolz auf unser Land sein?
In Thailand hört man die Nationalhymne täglich. Dann hat jeder aufzustehen und mit den Armen neben dem Körper mitzusingen. So stehen jeden Morgen die Schüler in ihren Uniformen neben den Lehrern in den Ihren und im Hintergrund auf der Straβe stehen die Polizisten in ihrer Uniform und auch sie singen mit. Ich erwähne die Uniformen darum, weil ich finde, dass auch sie einen groβen Teil zu diesem in Thailand so auffälligen Gefühl der Gemeinschaft beitragen. Natürlich, Individualität ist wichtig – aber muss man diese denn schon im Kindesalter über seine Klamotten hinausschreien?
In Thailand sieht man zumindest keine 11 jährigen Mädchen in der Schule mit Ausschnitt bis zum Bauchnabel rumrennen. Finde ich sehr angenehm.
Aber nun gut, alles hat seine Vor- und Nachteile und dessen muss man sich immer bewusst sein.
Wie sagt AFS so schön?

“Not better, not worse – just different”

DinoMuseum

DINOEIER


Im Tempel auf der "Hoellen-Seite"



Hauptweg und Eingangstor

"Himmel-Seite" (tanzende Menschen)

orang umwickelte Baume findet man in jedem Tempel.
Orange ist die Farbe der Moenche

Donnerstags-Zeremonie in der Schule
Moenche beten vor Koenigsstatur

Die besten Vaeter

Freitag im DistrictOffice


Kurz vor unserem grossen Auftritt - Aufregung!

grosser Auftritt

Im Kerzenschein



Meinen Respekt an alle, die diesen Eintrag tatsächlich komplett durchgelesen habe!


* Einen besonders lieben Gruβ an diese
** DINO Eier – Moni, Philipp ich musste sofort an euch denken :D