Samstag, 19. Juli 2014

Om Chai

Hallo ihr Menschen; 

Ich bin nun seit Freitag in meiner Gastfamilie und habe seit gestern auch eine SimCard mit Internet. Eigentlich wollte ich den Blog über mein Tablett schreiben aber da passt die Karte nicht rein und ohne Karte kein Internet und somit auch kein Blog. Aber was solls, das ist nicht das, was euch interessiert. Also - wie ist meine Gastfamilie so?
Als ich am Freitag spät abends hier ankam war ich erstmal geschockt. Sie leben an einer Schnellstraße in einem Haus komplett aus Holz. Meine Advisorin und meine Gastmutter (Mä Oh) haben mich dann hoch in mein Zimmer geführt. Und da bin ich fast hinten über gekippt. Eine ca. 2x3 Meter große "Kabine" mit Löchern in den Wänden und nichts drin außer einem dickeren Tuch als Matratze sowie Kissen & Decke. Als sich dann meine Advisorin verabschiedet hat musste ich tapfer die Tränen unterdrücken - die letzte mit der ich mich verständigen kann ging nach Hause. Denn meine ganze Familie kann kein Englisch (bzw. nur so 10 Worte). Aber ich bin dann schnell ins Bett und sofort eingeschlafen. Der nächste Tag war auch nicht sonderlich leicht. Komischerweise hatte ich kein Heimweh nach Hause aber ich habe die anderen Freiwilligen sehr vermisst. Es ist doch  sehr merkwürdig wenn man zusammen in das Abenteuer startet und dann plötzlich wird die Gruppen auseinander 'gerissen' und ich stehe vor einer 6-köpfigen Familie die kein Englisch kann und mich mit Thai überschüttet. Ich hab dann immer nur genickt und okay gesagt. Außerdem haben mich auch die Umstände erst stark schockiert. Mein Zimmer was zum Dach oben hin offen ist (wie eine Kabine eben), dann die Dusche die - typisch Thai - aus einem großen Becken Wasser besteht aus dem man Wasser schöpft und sich überschüttet und die Küche, die nicht mehr ist als ein Stein vor dem Haus wo man Kohle rein legt und den Topf draufstellt.
Das klingt jetzt alles total undankbar und hart aber dieser erste Tag war verdammt hart! Heute (Sonntag) ist es jedoch schon um einiges besser und bis auf die Sprachbarriere finde ich es toll und eine großartige Chance!
Das Zimmer ist eigentlich ganz nett. Ich habe nun auch eine Matratze und einen Schrank darin stehen. Das kochen draußen im Freien ist viel gemütlicher als bei uns. Heute Morgen waren wir bei einer Art Tempel, wo ein Mann etwas gesprochen hat (auch mir irgendwie Schutz zugesprochen hat). Dann hat man ein Schwein geschlachtet und zubereitet und ist nochmal zu dem Mann gegangen, der dann nochmal gesprochen hat und einem ein Armband umgebunden hat. Als er das bei mir getan hat wollten mich alle anfassen - scheint Glück zu bringen, das Band ;)
Danach ging es zu uns wo zuende gekocht wurde und dann haben alle zusammen gegessen. Das war sehr schön. Kurz darauf habe ich das erste mal Wäsche mit der Hand gewaschen und geholfen, einen Riesenberg Geschirr zu spülen.
Nun zu dem Titel des Eintrags:
In Thailand hat Jeder einen Spitznamen, da die offiziellen Namen meist zu lang und kompliziert sind. In meiner Familie fangen alle Namen mit "O" an. Meine Schwester (Oi) hat mir den Namen "Om Chai" gegeben, was so viel heißt wie: "jeder in der Familie liebt dich". Jeder hier nennt mich in der Familie nun nur noch "Om Chai" oder "Om"! So süß!  Oi ist aber auch wirklich toll und hilft mir die ganze Zeit und nimmt mich mit, zeigt mir alles.
Und mein Bruder ist anscheinend ein Ladyboy. So wurde er mir zumindest vorgestellt und er macht immer die Aufgaben der Frauen mit und sitzt bei ihnen usw. Aber er ist auch sehr süß und möchte mir auch immer helfen! Alles in allem ist meine Familie super nett - und das mit der Sprache kriege ich schon hin ;)

Zurzeit regnet es sehr oft aber das ist voll okay so, denn es ist total angenehm von der Temperatur! 
Morgen geht es dann los mit der Schule. Ich habe schon einige Lehrer kennen gelernt und weiß, dass es außer meiner Advisorin auf der 1.300 Schüler großen Schule noch zwei andere ganz gut sprechende Englischlehrer gibt!
Da ich diesen Blogeintrag auf dem Handy verfasst habe dürft ihr alle Fehler, die ihr findet, gerne behalten :D

Mein Zimmer
Die "Küche" mit dem geschlachteten Schwein drauf
gemeinsames Essen 


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P.S. Bedenkt bitte IMMER, dass dies nur die Erzählungen sind, von dem was ich erlebt habe und was ich (darüber) denke. Das ist nicht das ganze Thailand! Wer ein ganzes Bild will reist bitte selber hin oder liest zumindest noch die Blogs rechts unten auf der Seite. Naja und dann hat man zumindest schonmal eher ein eigenes Bild!

3 Kommentare:

  1. Liebe Om, ich habe so einige Male in den letzten Tagen an dich gedacht und finde es toll, dass du so offen und auch tapfer der Realität entgegen trittst. Es ist erstaunlich, mit wie wenig und unter welch (für uns primitiven) Umständen man leben kann und das auch sehr glücklich. Vermutlich ist dein Einzel"zimmer" ein Riesenluxus und ab und zu hast du wenigstens 4 Wände um dich herum, wenn du mal etwas Abstand brauchst. Schön dass du dich über diesen Blog austauschen kannst ich drücke dir die Daumen. Elisabeth Urlings alias elligator

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  2. Liebe Insa,
    Danke für deinen langen, berührenden Bericht! Du bringst viel Nachdenklichkeit und frischen Wind in meinen Alltagstrott.
    Es interessiert mich ALLES, was du so erlebst und womit du dich auseinander setzen musst:-) Und da ist die Leitung zum "Rest der Welt" ziemlich wichtig. Zum Glück für uns in der Ferne hast du dich auf dem Handy abgeplagt. Ich bewundere auch deine Gastfamilie: für einen jungen Menschen Verantwortung zu übernehmen, wenn man sich sprachlich nicht austauschen kann...
    Viel Glück für den Schulanfang!
    Liebe Grüße Bettina

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  3. Liebe Insa,
    wir kommen von einem Kurztripp nach Riga zurück, haben europäische Kulturhauptstadt genossen und finden es jetzt fast befremdlich, dass die Menschen um uns herum wieder so sprechen, dass wir sie verstehen können. Wie muss das erst für dich sein! Sprache, Schrift und Gewohnheiten; Essen, Klima und kleine Gesten, die für alle, außer für dich, verständlich sind ... Du hast jetzt viel Fremdes um dich herum. Wie neugierig und bereit, das Neue kennen zu lernen, du auf die Menschen zugehst, das lässt mich eine Verbeugung in deine Richtung machen. Halte durch, möchte ich dir sagen. Dein Start war schon gut und du lässt dich darauf ein! Danke für die Bilder - sie sagen mehr als tausend Worte. Mit Spannung warte ich, wie es für dich weitergeht. Würde dir gern eine Portion Geduld und Ruhe schicken, dass du nicht zu sehr in all dem Unbekannten untergehst.
    Herzliche Grüße und auf wiederlesen - Thomas

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