Donnerstag, 1. Januar 2015

Alles anders

Das war es also. 2014 ist vorrüber und mit ihm auch Weihnachten und Silvester. Die Kalender stehen auf 2015 bzw hier in Thailand nun auf 2558. Ein neues Jahr hat begonnen..
Doch bevor ich Euch erzählen werde was ich dieses Jahr und in der zweiten Hälfte meines Freiwilligendienstes noch so erlebe möchte ich auf das Ende von 2014 eingehen. Und da auf zwei der wichtigsten Tage in Deutschland: Weihnachten und Silvester.

Weihnachten:
Da in Thailand 95% Buddhisten sind besteht hier natürlich nicht wirklich ein Grund oder der große Wunsch Weihnachten, sprich die Geburt Jesus' zu feiern. Warum auch, wir feiern ja auch kein Loy Krathong.
Da ich jedoch in all meinen 18 Jahren Weihnachten als so ziemlich das wichtigste und schönste Fest meiner Kultur wahrgenommen habe fiel es mir schwer mich damit abzufinden, dass es für mich dieses Jahr einfach ausfallen sollte.
Da ich ja nun seit Anfang November alleine unterrichte, steht es mir frei meinen Schülern beizubringen was ich will. Also habe ich all meinen Englischklassen den ganzen Dezember über das Lied "Rockin' around the christmas tree" und meiner Deutschklasse "Oh Tannenbaum" beigebracht. Irgendwann wurde mir dann erzählt, es soll zu Weihnachten eine Weihnachtsfeier in unserer Schule geben und ob meine Schüler, die Chinesischlehrerin und ich dort dann singen könnten? Natürlich! 
Aber es sollte doch alles ganz anders kommen.
Am 24. haben bei uns die zwei Tage dauernden Sportdays angefangen. Das war mir auch bekannt, aber ich habe damit gerechnet, bei der Eröffnungszeremonie zu singen. Also habe ich die ganze Nacht noch die Lieder geübt, die mir zu singen aufgetragen worden waren. 
Morgens bin ich dann bei in letzter Zeit erstaunlich warmen 27°C aufgewacht und habe mich wie üblich um kurz vor acht auf den Schulweg gemacht. Auf dem Weg kamen mir schon ganz viele Schüler entgegen, was mich leicht irritiert hat. Kurz vor der Schule hat mich dann ein Lehrer eingesammelt. Ob ich mit die Parade sehen will, welche die Sportdays einleitet? Aber sicher!
Das war dann erstmal ein ca eine Stunde dauerndes Spektakel. Denn bei den Sportdays werden alle Schüler fünf Teams zugeordnet (Pink, Orange, Gelb, Blau und Grün). Ganz vorne der Parade liefen ein paar Musiker, Flaggen- und Schildträger und Frauen in hübschen Kleidern. Dahinter schlossen sich nach und nach die Teams an. Vor jedem Team liefen dann aber auch nochmal Flaggenträger, Stöckchen-schwinger u.ä.
Nachdem die ganze Parade Einzug in die Schule gehalten hatte, wurde sich auf dem Versammlungsfeld aufgestellt, gebetet, die Nationalhymne gesungen und dann kamen zwei Läufer mit Feuer die ein Feuer in einer Schale entzündet haben. Das ganze hat an die olympische Fackel erinnert und die entsprechende Flagge hing auch die ganzen Sportdays über am Mast.
Danach fingen die Sportdays an. Dabei saß immer der Großteil des Teams auf den farblich gestalteten Tribünen (s. Fotos) und hat die Schüler die gerade auf dem Feld angetreten sind durch lautes Gekreische, Schlachtrufe und Getanze angefeuert. Das war ein Lärm aber auch eine super tolle, ausgelassene Stimmung und alle Schüler strahlten über das ganze Gesicht. 
"Ich dachte ich soll heute auf der Weihnachtsfeier die Lieder singen?", habe ich mich dann irgendwann an meine Advisorin gewannt.
"Nein, heute ist doch kein Weihnachten. Das ist erst morgen. Morgen singst du."
- Okay also dieses Jahr wirklich kein Weihnachten für mich.
Wenn man nich bei seiner Familie und es brühend heiß ist, ist es aber dann auch gar nicht so schwer zu vergessen, dass in Deutschland an diesem Tag alle Familien zusammen kommen und Weihnachten feiern.
Vor allem dann nicht wenn einen über 1.000 kreischende und lachende Schüler umgeben, Fotos mit und von einem machen wollen und einen zum tanzen auffordern.
Das ganze ging dann bis ca. halb fünf. Zuhause habe ich dann noch mit meiner Familie und später mit Alena telefoniert. Dann bin ich schlafen gegangen.. und vorbei war der 24.12. Heilig Abend. Weihnachten. Das Fest was mir so viel bedeutet. Aber irgendwie war das gar nicht so schlimm und das Heimweh hielt sich auch gut in Grenzen.
Am nächsten Tag gab es dann aber tatsächlich morgens vor dem Sport eine Weihnachtsfeier. Als meine Schüler dann aufgefordert wurden nach vorne zu kommen um zu singen ist jedoch keiner erschienen. Ok, kann ich verstehen, wäre in Deutschland ähnlich. Hat mich nur geärgert weil ich die Lieder so lange mit ihnen geübt hatte. Ich habe dann "Kling Glöckchen" gesungen und mir ein paar andere Lieder, Tänze und kurze Aufführungen angesehen und dann ging der Sport weiter. 
Um ca fünf fingen dann die Preisverleihungen an und ganz zum Schluss haben sich alle Teams in große Kreise aufgestellt. Man hat die Arme überkreuzt und die Personen neben sich an den Händen gefasst und dann wurde zu "Nehmt Abschied Brüder" (Auf Thai natürlich) sich hin und her gewiegt und gesungen. Das Lied scheint es irgendwie in allen Sprachen zu geben. In Deutsch, Englisch und Thai habe ich es nun selber schon gehört und die Breifah hat mir erzählt, das gäbe es auch in China.
"In der Pfadfinderbewegung gilt es weltweit als Abschiedslied, das am Ende von Veranstaltungen gesungen wird." (Wikipedia)
Man lernt ja nie aus.
War aber wirklich ein sehr schönes und stimmiges Endes zweier sehr schöner, spaßiger, spannender und lustiger Sporttage!
Für die Schüler ging es danach auch nach Hause, für die Lehrer begann die Weihnachts- und Neujahrsfeier.
Dabei wurde erstmal gegessen und natürlich gesungen und getanzt.
Jeder sollte zu der Feier ein Geschenk im Wert von ca. 200 Baht (5 €) mitbringen. Diese wurden dann nummeriert. Dann hat man eine Nummer gezogen und die Person, die das dazugehörige Geschenk mitgebracht hat, hat es einem überreicht und dann selber eine Nummer gezogen.
Mir wurde von Breifah ein Reiskocher überreicht :D
Meine Advisorin ist dann jedoch schon relativ früh gefahren und da auch ich noch meinen Koffer packen musste bin ich mitgefahren.
Moment, Koffer packen? Wo geht's denn hin?
Ich habe vom 26.12.-04.01. Ferien und in dieser Zeit habe ich einen Freiwilligen im Norden Thailands besucht. Dazu ging es dann nach der Morgenszeremonie am Freitag zur Busstation, von dort nach Ubon, von Ubon nach Chiang Mai und nach einem acht Stunden Aufenthalt am dortigen Busbahnhof weiter nach Nan, der Provinz wo ich die nächste Woche sein werde.
Alle Fahrten habe ich mit dem Bus bewältigt, welches in Thailand DAS Fortbewegungsmittel ist. Bahnen gibt es nur in den ganz großen Städten und Langstreckenzüge soweit ich weiß auch nur zwischen Chiang Mai und Bangkok.
Als ich am Samstag Morgen im Bus nach ein paar Stunden Schlaf das erste mal die Augen aufgeschlagen habe, konnte ich es erst nicht fassen. Überall um mich herrum waren Berge! Riesig ragten sie links und rechts und vor mir auf, überzogen mit morgendlichem Neben und dunkel- bis hellgrün.
Jetzt weiß ich wieso mir immer gesagt wurde, ich muss unbedingt mal den Norden sehen. Das war wirklich ein traumhafter Anblick.

Silvester:
Gestern war es dann soweit. Silvester. Der Tag den man eigentlich auch immer mit der Familie oder mit einer großen Gruppe Freunden und Alkohol verbringt. Das gabs aber dieses Jahr nicht. Immerhin war ein anderer Deutscher dabei. Uns wurde gesagt auf seiner Schule soll es eine Silvesterparty geben. Als wir dort dann um neun gucken gegangen sind, was da so los ist wurde aber gerade nur gegessen, Fotos gemacht und ein paar Tänzerinnern auf der Bühne gekonnt ignoriert. Also haben wir uns erstmal in eine nah gelegene Bar gesetzt und sind um kurz vor 12 wieder bei der Party aufgetaucht. Naja so zumindest der Plan. Von der Party war dann aber nichts mehr übrig außer ein paar Stühlen und Müll.
In Deutschland würde die Party um 12 gerade erst ihren Höhepunkt erreichen (und das nicht nur an Silvester), in Thailand ist sie davor schon vorbei. Etwas enttäuscht und planlos standen wir dann um 12 auf dem Schulgelände und als die Uhr dann auf 0:00 gesprungen ist war das doch sehr überschaubare Feuerwerk von höchstens einer Minute für unsere deutschen Verhältnisse doch etwas enttäuschend.
Aber nun gut, wir sind ja auch hier um eine andere Kultur kennen zu lernen und in Thailand haben der 31.12., ebenso wie der 24.12., eben nicht so einen Stellenwert wie wir es gewöhnt sind.
Außerdem ist das thailändische Neujahr auch erst Mitte April, was wohl vor allem in Chiang Mai mit einer drei Tage dauerenden Wasserschlacht auf allen Straßen gefeiert werden soll. Was genau es damit auf sich hat, damit beschäftige und das berichte ich dann aber erst wenn es soweit ist.

Auch wenn Weihnachten und Silvester 2014 verglichen mit Deutschland also etwas kleiner und sehr sehr anders stattgefunden haben, bin ich froh, dass ich es durch Thai-Augen erleben durfte und letztendlich waren es trotzdem sehr schöne Tage!
Ich hoffe ihr hattet alle schöne Festtage und seit gut ins neue Jahr reingerutscht!

Eure Insa

Die Parade



Team orange


Aufstellen auf dem Versammlungsplatz


Team gelb








Zwei Santas am 25.12.

Die "Direktor-Bank"

Ich singe, meine Advisorin tanzt

Preisverleihung

Die mit der Jacke ist meine beste Schülerin

Weihnachts- und Neujahrsfeier

typisches Essen auf solchen Feiern
(Angebratener Reis, Fisch, scharfe Suppe, Snacks)

Fahrt nach Nan

1 Kommentar:

  1. Ach Insa: so viele und schöne neue Blogeinträge, da schlägt mien Herz gleich höher. Wir haben von Stöckchen-Schwingern und gekonnt ignorierten Tänzerinnen gehört, das einminütige Feuerwerk und die Sportsdays kennengelernt. Und ich sehe dich förmlich vor 1000 Schülern und Lehrern Kling Glöckchen klingelingeling trällern. Hättest du dir das vor einem Jahr in deinen kühnsten Träumen ausdenken können? Wohl kaum! Vor einem Jahr hast du grade mal die Idee um diese Zeit herum entwickelt, ein Auslandsjahr in Asien zu machen.... So rast die Zeit und schenkt uns ein Abenteuer nach dem anderen. Zum Beispiel Gebete und Fahnenhissen mit Absingen der Nationalhymne auf einem staubigen Versammlungsplatz in Thailand. So ein krudes Weihnachten kann sich keiner ausdenken, das muß man erleben. Oder halt in deinem Blog nachlesen.
    War mal wieder ein spannender Bericht! Es macht Spaß, durch deine Augen einen Blick in eine ferne Ecke der Welt zu bekommen. Schreib fröhlich weiter und zeig uns Stubenhockern, was man zwischen Mekong und nördlicher Bergwelt so alles erleben kann in Thailand. Und nochmal auch an dieser Stelle: ein gutes, erlebnisreiches Jahr auch für dich. Bleib neugierig, weltoffen und positiv gestimmt. Alles Gute aus dem kalten Köln!

    Stephan

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