Montag, 3. November 2014

Irgendwann...

....komme auch ich nicht mehr drum herum. Obwohl sich alles in mir dagegen sträubt werde ich euch jetzt einen mehr oder weniger chronologischen Bericht der letzten Zeit geben. Und das liegt nicht daran, dass ich euch nicht gerne davon erzähle, nein, ich mag nur einfach sture Berichte nicht. Aber nun gut:
Den ganzen Oktober lang waren Semesterferien. Die Final Exams waren geschrieben, alle die durchgefallen sind hatten die Exams oft genug wiederholt um doch weiter zu kommen und irgendwann mussten sich dann nicht einmal mehr die Lehrer jeden Morgen in der Schule versammeln nur um den Namen einzutragen, um dann den Rest des Tages das kostenlose wLan zu nutzen.
Den ganzen Oktober über pendelte ich den Großteil der Zeit zwischen Alena und mir hin und her. Zuerst besuchten wir zusammen ein Englischcamp einer Grundschule in Nakhon Phanom. Obwohl besuchen an dieser Stelle wohl das falsche Wort ist, da wir es mit geleitet haben. Besonders stolz waren wir da auf die Stunde die wir selbst vorbereitet hatten. Die lief soweit dann sogar halbwegs nach Plan, nur die anderen Lehrer standen uns ab und an etwas im Weg da jeder mitmachen wollte und die Schüler am Ende etwas überfordert aussahen. Ausserdem war das Englischniveau der Grundschüler um einiges besser als wir angenommen hatten - sprich besser als das der Schüler die ich z.B. in der 11. Klasse unterrichte.
Vielleicht lag es aber auch daran, dass die Jüngeren noch keine Scheu vor Fehlern haben. So wurde alle paar Minuten ein neues Lied angestimmt was dann kurz darauf in fast verständlichem Englisch aus 100 Mündern schallte, immer begleitet vom Trommelschlagen der übermotivierten und etwas aufgedrehten Englischlehrer.
So niedlich die Kinder auch waren, den ganzen Tag kann man sie dann aber doch nicht bespaßen. So stand an einem Abend Sightseeing auf unserem Programm - und das muss man in Nakhon Phanom auch gemacht haben! Denn dort ist der einzige Tempel in Thailand, wo Teile der Gebeine Buddhas liegen. Als wir dann vor dem riesigen angestrahlten, gold verziehrten Tempel standen blieb mir erstmal kurz die Luft weg. Es war ein Gefühl als werde man von einer schweren Welle purem Glauben und gewaltiger Geschichte überrollt. Und dies hielt auch die drei Runden, die man um den Turm, in dem die Gebeine liegen, läuft an. Ich fühlte mich einerseits winzig klein neben den Gebeinen eines Mannes der der Begründer einer der Weltreligionen ist, und dem alle Menschen um mich herrum ihren tiefsten Glauben schenken. Andererseits fühlte ich mich, als könne ich (fast) alles schaffen. Denn auch Buddha war ja - zu Anfang zumindest - einfach nur ein gewöhnlicher Mensch. 
Okay ich habe jetzt nicht vor eine Weltreligion zu gründen, aber das Gefühl war schon irgendwie berrauschend. Oder erleuchtend. Oder wie auch immer... und genauso schnell auch wieder verschwunden.
Danach ging es aber mit allen Lehrern in eine Bar und es wurde, wer hätte was anderes erwartet, Karaoke gesungen und lecker gegessen. Es war wirklich ein toller Tag und das Englischcamp alles in allem ein voller Erfolg, mit super lieben Schülern, netten Bekanntschaften und vielen neuen Liedern und Fotos. Trotz alledem haben Alena und ich, kaum waren wir Zuhause, erstmal einen Tag lang durchgeschlafen :D
Am nächsten Tag ging es für mich dann in die Hauptstadt meiner Provinz um an einem Schulwettbewerb teilzunehmen. In der Jury.
Bewertet hat "meine Jury" Auftritte einer Gruppe von je fünf Schülern, nie länger als 10 Minuten. Aufgeteilt war das ganze in die Klassen M1-3 und M4-6. In beiden Kategorien ist eine Gruppe meiner Schule angetreten - die ich ganz unvoreingenommen mitbewerten durfte. 

Ganz besonders hat es mich dann gefreut, dass bei den Jüngeren die Gruppe meiner Schule gewonnen hat. Zumal ich in den Ferien öfter mal geholfen habe, diese Gruppe zu unterrichten und sie sich wirklich stark verbessert hatten und es sehr verdient haben!
Nach dem Wettbewerb hat mir meine Advisorin dann eröffnet, dass es für mich in der nächsten Woche nichts zu tun gibt und ich machen kann was ich will.
Erstmal ordentlich überfordert mit so viel Freiheit hab ich dann viele Freiwillige angeschrieben ob ich spontan vorbei kommen kann. In uns steckt dann aber eben doch noch die deutsche Unspontanität und es wollte irgendwie nichts so richtig klappen. Vielleicht lag es aber auch daran, dass viele einfach noch Schule hatten.
Also tuckerte ich kurz darauf für die nächsten paar Tage zu Alena. Wir haben langsam wirklich sowas wie ein kleines WG Leben aufgebaut und es hat mich doch etwas erschreckt als mir auffiehl, dass ich mich in ihrem Dorf fast besser auskenne als in meinem.
Aber was solls, wir haben uns eine schöne entspannte, ruhige Zeit gemacht. Eine Nacht davon haben wir, zusammen mit ein paar Lehrern ihrer Schule in einem Nationalpark verbracht. Dort sind wir erst wandern gegangen (man bedenke bitte die hier herrschenden Temperaturen) und haben dann in einem kleinen Haus geschlafen. Die Landschaft in dem Park war einfach nur unbeschreiblich und überall waren grosse absurd geformte Felsen. Ein tolles Erlebnis.

Danach haben wir uns einfach noch ein paar faule Tage gemacht, uns den Bauch mit Früchten vollgeschlagen und über Gott und die Welt gequatscht.
Kurz darauf ging es dann aber los nach Bangkok - und somit war unserem Faulenzen ein Ende gesetzt. Denn als wir dort am 25. ankamen, trafen wir schon auf ein paar andere Freiwillige, die sich dort nach und nach wegen dem anstehenden MidstayCamp versammelten (dazu später mehr). Gemeinsam haben wir dann erstmal Bangkoks Partymeile unsicher gemacht, waren in einer der grössten Shoppingmalls und sind in der berühmt berüchtigten Sky-train gefahren.
Von Montag dem 27.10. bis Donnerstag dem 30.10. fand dann das heiß ersehnte MidstayCamp statt. Dies wird von AFS organisiert und findet immer so nach ca. drei/vier Monaten statt (über die Sinnhaftigkeit des Namens lässt sich unter diesem Gesichtspunkt streiten aber was solls).

Dort haben wir dann noch ein paar Unterrichts-Tipps, einen Thai-Crashkurs, ein bisschen Thai-Kultur und mehr eingetrichtert bekommen. Viel zu schnell war das ganze wieder vorbei und es hieß wieder Abschied von all den, jetzt nur noch lieber gewonnenen Menschen zu nehmen. Denn jetzt sieht man alle zusammen erst in acht Monaten wieder.
Heute, dem 03.11., fing für mich dann aber auch wieder die Schule an. Und dort zeigte sich dann nochmal in überraschender Heftigkeit die Spontanität der Thais. So bekam ich heute meinen neuen Stundenplan. Nun zwar nur noch mit 11 Stunden jedoch muss ich alle alleine unterrichten und einer Klasse soll ich sogar Deutsch beibringen. Als meine Advisorin meinen offenen Mund sah, hat sie nur gelacht und meinte "I know you can!". 
Und da hat sie, zumindest heute, recht gehabt. Denn die ersten zwei Stunden liefen reibungslos. Das Thema konnte ich mir, mit meiner neu gelernten Spontanität, an den Haaren herbei ziehen und die Schüler haben es (zu meiner großen Freude) sogar ganz gut verstanden.
Ich bin gespannt wie das die nächsten Tage so wird und auch wie das mit der Deutsch-klasse klappt. Aber ich lasse mich überraschen. Nach 112 Tagen Thailand hat man sowas langsam drauf. Das ist auch übrigens jetzt genau ein Drittel der Zeit, die ich in Thailand verbringen werde bzw. bereits verbracht habe. Faszinierend wie schnell das alles geht. Elf Monate sind doch gar nicht so lange wie gedacht und bald muss ich mir wieder den kalten deutschen Wind um die Ohren wehen lassen.
Solange genieße ich hier aber noch ordentlich das gute Wetter (was jetzt sogar langsam angenehme Temperaturen erreicht) und all die lieben Leute.

Lasst es euch gut gehen :)


(Fotos folgen)


Englischcamp

Vor den Gebeinen Buddhas

Der Tempel in Nakhon Phanom
Rechts in dem Turm liegen die Gebeine

Diese Gruppe spielte "Eine Weihnachtsgeschichte"

Im Nationalpark





Auf dem MidstayCamp beim Apfel-Schnitzen

Mein Werk

Hua Hin Night market


Sehr ernst zu nehmende Lehrerin im Vordergrund

Passender Name...
Alle Freiwilligen

1 Kommentar:

  1. Liebe Insa, auch wenn dir ein chronologischer Bericht langweilig erscheint, für mich ist er spannend zu lesen, total neugierig, wie es für dich weitergeht - hatte ja schon so lange nichts mehr von dir gesehen. Danke für die Bilder, da wird einem warm ums Herz! Denn dreimal darfst du raten, wie das Wetter hier ist: es regnet, die Blätter fallen von den Bäumen, Weihnachten rückt näher. Wir stellen immer mehr Heizungen an, frieren bei der Nässe, die durch die Klamotten einzieht. Lass es dir gut gehen und immer wieder auf wiederlesen - dein Onkel Thomas

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