Donnerstag, 19. Februar 2015

Graduationsday und happy new year

Ich habe ja schonmal gesagt, dass ich den Preis für die regelmäβigsten Blogeinträge sicher nicht bekomme, und um das zu bestätigen hier jetzt also direkt der nächste Blogeintrag:
Denn am Dienstag war – ohne dass mir vorher irgendwas gesagt wurde – Graduationday von M6 (12. Klasse) und einigen Schülern aus M3 (9. Klasse). In Thailand kann man nämlich schon nach der 9. Klasse die Schule verlassen.
Ich kam am 17. also mit der Erwartung in die Schule, heute einen ganz normalen Schultag zu erleben. Nachdem ich aber Morgens meine Anwesenheit eingetragen habe und auf dem Weg zur Morgenszeremonie noch einen Abstecher ins Office von Breifah gemacht habe, hat sie mir dann erzählt, dass heute gar kein Unterricht ist. Warum das denn nicht? Na heute werden die M6er und ein paar M3er verabschiedet! Ich frag mich wie sie das immer so früh erfährt… den Trick muss ich mir mal abgucken.
Der leichte Ärger, dass mir das mal wieder nicht gesagt wurde verflog aber ganz schnell und an die Stelle trat Vorfreude eine Art thailändischen “Abiball” zu erleben.
Nach dem Flaggehissen versammelte sich also die ganze Schule (nicht nur die betroffenen Schüler) in der Versammlungshalle. Wie immer saβen die Schüler ohne Schuhe auf Matten auf dem Boden und die Lehrer auf den in Thailand so beliebten Plastikstühlen am Rand. Alle mit Blick auf die Bühne, wo die kommenden  ca. 5 Stunden das Programm stattfinden sollte.
Dies war dann ähnlich wie bei anderen groβen Feiern auch: Beten, freizügige und teils als Frauen gekleidete TänzerInnen, Schauspiele (die auf mich immer wie Impro-Theater wirken, wo es nur darum geht die Ladyboys in Szene zu setzen und die Schüler zum kreischen zu bringen). Versteht mich nicht falsch, Thais können in meinen Augen ganz wundervolle Tänze und Schauspiele auf die Bühne bringen!
Aber von den oft getanzten Tänzen, wo es anscheinend nur darum geht in bestimmten Momenten Bewegungen zu machen die ich auβerhalb des Schlafzimmers als unangebracht empfinde, kann ich mich einfach nicht begeistern lassen. Und wenn in diesen Momenten die rund 1.200 Schüler auch noch mit lautem Kreischen reagieren muss ich mich manchmal echt stark zusammen reiβen nicht selber anzufangen zu kreischen und aus der Halle zu rennen ;D
Davon abgesehen war es jedoch wirklich spannend zu erleben, wie ein thailändischer Graduationday sonst noch abläuft.
So sind z.B. einmal erst alle M6er, dann die paar M3er die abgehen aber dann auch noch ganz viele andere Schüler der Reihe nach auf die Bühne gekommen und haben vom Direktor eine Mappe überreicht bekommen. Beim Abgehen von der Bühne hat ein Mönch sie mit Wasser bespritzt und dann wurden die Mappen wieder abgegeben und man hat sich hingesetzt. Ich weiβ leider nicht was das zu bedeuten hat, jedoch sahen nach knapp 400 Mappen (und da waren wir noch lange nicht fertig) alle etwas gelangweilt aus.
Danach gab es eine kurze Pause, wo Fotos gemacht werden konnten. Dafür hatten die Schüler am Tag zuvor extra Plakate aufgestellt mit Aufschriften wie “Congratulation” oder “Graduation 2558” und alles mit Blumen und Luftballons geschmückt. Nach dem danach folgenden Mittagessen versammelten sich alle wieder in der Halle.
Als dann das Tanz-Programm vorrüber und überstanden war haben sich alle einem  in der Mitte der Halle stehenden Weihnachtsbaum-ähnlichen Gebilde aus Bananeblättern zugewandt. Dies ist eine Tradition hier im Isan die man bei Willkommens- und Verabschiedungspartys antrifft. Dabei spielen auch Bananen, gekochte Eier und weiβe Fäden eine Rolle.
Nach dem Beten kam dann der groβe Einsatz letzterer. Denn nun haben alle Schüler, die abgehen, versucht weiβe Fäden zu bekommen. Die Lehrer haben sich in der Zwischenzeit auf Stühlen in der Halle verteilt. Dann haben  sich immer ein Schüler vor einem Lehrer seiner Wahl hingekniet und ihm ein Band überreicht. Dieser hat es dann mit guten Wünschen um den Arm gebunden. So hatte jeder Schüler nochmal die Gelegenheit einen kurzen Moment mit den Lehrern seiner Wahl zu sprechen und sich zu verabschieden. Das finde ich eine wirklich sehr schöne Tradition, schade dass es sowas in Deutschland nicht gibt (zumindest nich bei meinem Abiball).
Da es aber nunmal um Verabschiedungen ging hatten bald fast alle Tränen in den Augen und überall wurde sich umarmt und gut zugesprochen. Es war wirklich herzergreifend und hat sogar mich, die keine der Schüler je unterrichtet hat, traurig gemacht. Lag aber vielleicht auch daran, dass ich ständig an meine unwiderruflich beendete Schulzeit und meinen allzu bald anstehenden eigenen Abschied denken musste.
Bald fing dann aber eine Band an zu spielen und nach und nach wurden die letzten Tränen abgewischt und man begab sich nach Hause.

Am nächsten Tag war chinesisches Neujahr und da Breifah leider Ende Februar schon wieder nach Hause muss hat sie ein paar Lehrer und mich eingeladen dies mit ihr zu feiern. Nach der Schule ging es also am Donnerstag dem 19. los nach Mukdahan. Dort haben wir ganz lecker alle zusammen HotPot gegessen, geredet und gescherzt. Ein tolles zweites Neujahr und ein erinnerungswürdiges erstes chinesisches!

Und nun noch ein paar Fotos:


Die Versammlungshalle

Ueberreichen der Mappen

Abgeben der Mappen



Singen der Hymne von Chanuman

Tanzende Ladyboys

Umbinden der Faeden


Hotpot (dabei wird Gemuese in das heisse Wasser am Rand geschmissen
und in der Mitte Fleisch gebraten. Darunter ist ein Feuer)


Hier holt man sich die Sachen fuer das heisse Wasser

...und hier das Fleisch zum anbraten

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